Irmtraud Gotsis ist gebürtige Wienerin, die im Süden Europas zur Oleander-Expertin wurde. Seit mehr als 30 Jahren züchtet, vermehrt und pflegt sie in ihrem Garten Oleander. Der Garten  befindet sich in Agrilis-Filiatra in Messinien auf dem Peloponnes. Lesen Sie hier die faszinierende Geschichte von Irmtraud Gotsis, wie sich aus einem staubigen, hartem wüstenähnlichen Boden ihr traumhafter Garten entwickelt hat. 

Ein BLÜTENPARADIES in Griechenland 

A G R I L I S
Schönheit und Wunder der Natur
Am SÜDWESTPELOPONNES
Ein Garten der KONTINENTE
Entstanden mit Hilfe von Pflanzenliebhabern aus  W I E N

Niemand wollte so recht daran glauben. Wie konnte man auch. Hier, auf einem staubigen Stück Land, über dem die südliche Sonne brannte, sollte ein blühender Garten entstehen? Es war einfach schwer vorstellbar.  

 

Die Vision, eine farbenprächtige südliche Pflanzenwelt zu erwecken, sie gründete im Wasserreichtum und milden Winterklima der Landschaft am Südwest Peloponnes. 

  

Schließlich war dieser Boden schon über viele Jahrhunderte bewirtschaftet worden. Die Vergangenheit erzählt uns wild bewegte Geschichten. 

 

In neuerer Zeit, zwischen 1850 und 1900, brachte die Rosine der Bevölkerung hier sogar Reichtum. Als die Nachfrage stagnierte, die Weinrebe krank wurde, da schlug man sie aus dem Boden. Nach und nach pflanzte man nun Olivenbäume, deren Früchte der Ölgewinnung dienen. Das letzte Kapitel aber schrieb die moderne Landwirtschaft, die da kommen sollte. 

 

Wir hatten AGRILIS, einen kleinen Hafen im Küstenbereich des Südwestens, zwischen Kyparissia und Filiatra in MESSINIEN, entdeckt. Im Sommer 1981 entschlossen wir uns zum Bleiben. Bei einem Glas Landwein blickten wir in die Farbenspiele der sich nach Westen neigenden Sonne und beobachteten ihren Feuerball beim Versinken in der Dunstlinie zwischen Himmel und Meer. Mein Mann, der Grieche, war heimgekehrt.  

 

Etwa 2 km  landeinwärts erstanden wir ein Stück Land und bauten unser Haus. Es war Hochsommer als wir einzogen. Koffer, Kartons und hunderte Kleinigkeiten türmten sich. Noch gab es keinen Stromanschluss. Wenn die Sonne sank, umfing uns einsame Finsternis. Niemand fand nichts. Nach aufgeregtem hin und her Gerenne, der Suche nach Kerzen und Windlichtern, beruhigten sich die Gemüter. 

 

Wir horchten gemeinsam in die Stille. Der weiche warme Wind des Südens strich durch die Zweige der Olivenbäume, ihre Blätter rauschten in Wellen. Piepser und Flügelschlag eines auf geschreckten Vogels. Der Ruf des Käuzchens. Antwort von nebenan. Von der Küste kam das leise Rollen und Anschlagen der Meereswellen. 

 

Wir bestaunten die leuchtenden Sterne, die Zeichnung der unendlichen Milchstrasse. Wie groß war die Aufregung der Kinder, wenn einer fiel und fiel...... 

Groß und rot schob sich der Mond hinter dem Berg hervor.

 

Der Morgen des Hochsommers erwachte mit Hitze. Die Luftbewegung stand. Der Taktstock der Sonne berührte die Zikade. Ihr schriller Ratschton legte sich auf die Landschaft. Der heiße Nachmittagswind brachte den Duft der Wildkräuter, fremd, voll südlichem Geheimnis.

 

Unserem Haus fehlten noch Türen und Fenster. Neugierigen „Besuchern“ stand es damit offen.  

Ein putziges Wiesel beobachtete mich aus der sicheren Höhe des Eiskastens. Es hob sein schnupperndes Näschen in den Morgenkaffee. 

Die kleine Feldmaus meinte, die Einbauküche wäre eine ideale Kinderstube. Am nächsten Tag saß sie in der Falle. Grosse Augen, große Ohren, wer hätte ihr ein Leid zufügen können ? Hinausgetragen wurde sie wieder frei gelassen. 

Kein Erbarmen gab es für den Skorpion, der auf himmelblauen Badezimmerkacheln in Angriffstellung ging, 

In der Stille des Nachmittags saß die Baumratte nicht weit auf einem Ast. Sie fraß ihr Samenkorn, das sie drehend und wendend in den Vorderpfötchen hielt. Anschließend widmete sie sich in aller Ruhe ihrer Toilette. 

Auch der Fuchs sah manchmal vorbei. Sein buschiger Schwanz verriet ihn. 

Den Dachs wiederum sein unverwechselbarer Gang. 

Die Grille suchte sich für die Nacht ein warmes Plätzchen. Ihr  lautstarker Triller führte zum spannenden Gesellschaftsspiel. Grosse Nachfalter erschreckten. Totenkopf-Falter und der Oleanderschwärmer mit seinen so wunderschön gezeichneten Flügeln in rosa-grünem Pastell. 

Die Atmosphäre der stillen Mai- Nacht verwandelte den pfeifend rollenden Gesang der Nachtigall in ein schluchzendes Lied…

 

Die Liebe unserer Kinder gehörte dem Meer. Bald  glichen sie Delphinen.  Kleine Bootsfahrten brachten uns Abenteuer. Schon ein Stück abseits der Küste beginnt die Stille des Meeres. Plötzlich ein Ungetüm an der Bootswand. Eine riesig groß erscheinende Meeresschildkröte, die Caretta-Caretta ! Sie ließ sich genau betrachten bevor sie wegtauchte. Später eine große Rückenflosse am Horizont. Schnell kehrten wir in den Hafen zurück. Die Fischer lachten. Ein Schwertfisch wird das wohl gewesen sein. 

 

Im Gegenlicht der sinkenden Sonne erschienen die Fischkutter. Wie Geister schaukelten ihre Lichter über das stockdunkle Meer. Nachtfischfang. Die Kinder balancierten in Gruppen mit ihren Gaslampen über die Küstenriffe. In den Lagunen fingen sie Tintenfische.

 

Es wurde Herbst. Nach Monaten der Trockenheit brachten die Regenfälle neues Leben in die Natur. Neu zum Leben erweckt leuchtete die Landschaft in vielen verschiedenen Grüntönen.

 

Ein Jänner-Tag. Die Luft des Morgens war klar und kalt. Die Sonne wärmte bald. Das Meer lag tiefblau und ruhig zum hellen Winterhimmel.

 

Unser Weg führte zur ersten Olivenernte in die nahen Berge.  So weit man sah,  bedeckte den sonst so staubigen Boden ein frischer weicher grüner Rasenteppich. Die leuchtenden Orangen  brachten Farbe in den Olivenwald. Ein Bächlein plätscherte versteckt. Der Fantasie unserer Kinder fehlte das „Ungeheuer“. Es kam mit lautem Getöse hinter dem Berg hervor – ein Düsenjäger im Tiefflug. 

 

Als uns die letzten Sonnenstrahlen verlassen hatten, standen wir erschöpft, doch stolz und roten Wangen vor den mit Oliven gefüllten Säcken. Aus der Ölfabrik bekamen wir später das erste eigene  tiefgrüne Olivenöl. 

 

Langsam fuhren wir die Bergstrasse. Esel, hoch bepackt mit Brennholz, trabten heimwärts. Die Sonne war untergegangen. Der Schatten der Nacht legte sich auf die Berge und zeichnete sie schwarz gegen das letzte helle Blau des Himmels. Holzfeuer- und Ölgeruch vermischte sich mit der kalten feuchten Nachtluft. Über das Dorf in den Bergen legte sich die Stille und es versank hinter uns in der Finsternis.

 

Im Feber und März rollten die Gewitter über das Meer. Taghelle Blitze und mächtig krachende Donner begleiteten die tobenden Wassermassen. In haushohen Wellen stürzten sie in die sonst so liebliche Badebucht. 

 

Am nächsten Morgen war alles vergessen. Im Blau eines strahlenden Frühlingshimmels zogen die Bussarde mit schweren Schwingen ihre Kreise. Mandelbäume blühten und das leuchtende Gelb des Sauerklees überzog mit Duft die Wiesen. Das Summen tausender Bienen erfüllte die Luft. In der Ferne, über dem blauen Meer, blinkten noch die hohen schneebedeckten Bergspitzen. Der Kolarathurgesang der Distelfinken ließ den Sommer ahnen.

 

 

Die Natur explodierte. Wir standen in hüfthohem Wildwuchs – sprich Unkraut. Darin suchten wir unsere im Herbst gepflanzten Orangenbäumchen. Den Duft ihrer ersten Blüte konnten wir kaum genießen, zu erschöpft waren wir vom Kampf mit den Wildgräsern. 

 

Für die Nase unseres Jagdhundes aber war diese Wildnis das volle Vergnügen. Er hatte die Mäuse entdeckt und – es waren ihrer viele! Ein Balkenmäher brach immer wieder an Steinen und Bodenunebenheiten. Das Unkraut war also erstmal nur mit der Axt zu entfernen. Doch dazu baten wir geübte Hände um Hilfe.

 

Dann kam die Hitze der Sommer-Monate. Sie verwandelte die oberste Bodenschicht in Pulversand. Die heißen und starken Afrika-Winde verteilten ihn überall hin, bis zwischen die Zähne!

Ich taufte diese Art eines Gartens „Wüste mit Gruben“ ! 

 

Spätere schwere Regenfälle bildeten Flüsse. Der harte, bis in den Untergrund  ausgetrocknete Boden, konnte die plötzlichen Wassermassen nicht aufnehmen. In der Folge verwandelten sich 6.000 m2 schwere rote Lehmerde in Schlamm.

 

Ich träumte weiter vom blühenden Garten. Nur, wie es zu dieser Verwandlung kommen sollte, ehrlich, ich hatte nicht die leiseste  Ahnung! 

Für eine systematische Planung und Gestaltung fehlten hier damals  alle Voraussetzungen. 

 

Und dann hatte ich einfach Glück. Freunde aus Wien kamen zu Besuch. Als botanisch gebildete Naturfreunde und Gartenbesitzer wussten sie Rat.

 

1 – Der starke Wildwuchs kann mit der Motorsense gemäht werden. Damit gewinnt man eine Mulchdecke, die dem Boden Schutz vor schneller Austrocknung durch die heiße Sonne gibt. Gleichzeitig ist sie Düngung und fördert das Bodenleben.

 

2 – Prinzipiell auf PESTIZIDE verzichten. Möglicherweise erreichen wir damit in der Zukunft ein Gleichgewicht von Schädlingen und Nützlingen  

 

3 – Ohne besonders hohen Kostenaufwand könnten wir in diesem so günstigen Klima viele der verschiedenartigsten Blumen, Bäume, Sträucher, etc. selbst aus Samen heranziehen.

Diese Überlegung entstand, da der hiesige Pflanzenmarkt in diesen Jahren noch kein Angebot an Zierpflanzen hatte. 

 

Aber, der Anfang allen Lebens war das Wasser. 

 

Wir hatten einen Brunnen graben lassen, von wo das Wasser  an die Oberfläche gepumpt wurde, um dort mit größeren Plastikrohren weitergeleitet zu werden. Mehrere Gartenschläuche wurden angeschlossen.  Das Wasser konnte laufen! 

 

Unsere griechischen Freunde waren entsetzt. Wir wollten den Wildwuchs  fördern? 

 

Die Jagd auf das Unkraut hatte hier Tradition. Der Umgang mit der Axt war zwar Schwerstarbeit, aber  nur ein blanker und sauberer Boden war befriedigend und für die Nutzpflanzen richtig und gut.

 

Falsch gedacht! 

Die hier in ihren Arten reichen Wildkräuter konnten genutzt werden. Sie wurden gemäht. Der Schnitt bedeckte den Boden und war gleichzeitig ein wertvoller sogenannter Gründünger. Die im Boden zurück gebliebenen Wurzeln fingen den Morgentau auf und förderten so die Durchlässigkeit des Bodens. Sie waren Puffer bei starken Regenfällen, hielten die Erde und verhinderten Bachläufe.

 

Das Bodenleben schien reicher zu werden. Langsam verfärbte sich die oberste Bodenschicht der roten Lehmerde schwarz. Der erste Regenwurm wurde gefeiert! 

 

 

„Die Fruchtbarkeit des Bodens entsteht aus Wasser, Luft, mineralischen und organischen Bestandteilen. Ihre enge Vernetzung gibt dem Boden seine lebenswichtige Funktion. Filter und Puffer für Schadstoffe, Wasser- und Nährstoffspeicher.  Humus ist eine organische Substanz, die sich aus pflanzlichen und tierischen Organismen – Bakterien, Pilzen, Nematoden, Regenwürmern, lebenden Pflanzenwurzeln und abgestorbener Substanz – zusammensetzt. Es ist die Stickstoff-Quelle im Boden.

Die belebte Bodenwelt leistet Umbauarbeit. Die innige Vermischung von mineralischen und organischen Bestandteilen sorgt für die so genannte Krümelbildung im Boden. Diese entsteht vor allem im Darm des Regenwurmes, der Assel, u.a. Gesunde Pflanzen in einem gesunden Boden.“

(Aus einer Gartenzeitschrift).

 

Die Weichen für meinen Traumgarten schienen gestellt.

 

Doch da waren noch unerwünschte Mitbewohner: Blattläuse, die die Ameisen mit beginnender Wärme auf die „Weide führten“. Die Weiße Fliege, die regelrechte Orgien feierte. Stechfliegen verschiedenster Art, Mücken, Erdflöhe und so manche andere unliebsame Gesellen. Dazu kamen Blattkrankheiten, so dass wir auf Weintrauben und einige andere Obstarten verzichten mussten, denn ich blieb hart:  K e i n e   PESTIZIDE !

Biologische Mittel gab es hier  noch nicht.  

 

Die Zeit brachte das Wunder: Die Welt der Nützlinge und der Schädlinge schien sich zu arrangieren. Der  Marienkäfer und die Florfliege kehrten langsam zurück.

 

Das heißt natürlich nicht, dass es keine Schädlinge mehr gab. Immer wieder kam es zu regelrechten Invasionen. Waren es in einem Jahr die Blattwanzen, die allgegenwärtig schienen, so kamen in einem anderen Jahr die Raupen, die sich durch die Landschaft fraßen. Sogar die Oleander wurden nicht ausgelassen. Ich war skeptisch, ob ihnen das in der Pflanze enthaltene Gift  bekommen würde. Tatsächlich, nach einigen Tagen war der Spuk vorbei. 

 

Kleine milchkaffeebraune Käfer mit schwarzen Punkten – dem Marienkäfer ähnlich, doch in länglicher Gestalt – legten ein rasantes Tempo bei ihrer Vermehrung an den Tag. Es müssen am Ende abertausende gewesen sein. Sie fraßen den Neuaustrieb aromatischer Blätter. Das begann bei den wilden Brombeeren und endete bei der Annanasguave (Acca sellowiana). Eigenartig, die bereits erschienen Blüten schmeckten ihnen nicht. Das war beruhigend, denn damit war die Fruchtbildung gerettet.. 

 

Jahr für Jahr wiederholte sich der Massenansturm dieser kleinen Käfer, doch in den letzten zwei Jahren war er ausgeblieben.

 

Schlimm war vor einigen Jahren ein nach Griechenland eingeschleppter Schädling, der die Zitrusbäume aus heiterem Himmel überfiel. Der abgesonderte Honigtau führte zu schwarzen und klebrigen Blättern. Viele unserer Freunde griffen zur „Keule“. Ich duschte die Bäume mit Wasser und wusch die schwarzen Orangen, die nichts von ihrem Aroma und ihrer Süße eingebüßt hatten. Im zweiten Jahr waren die Blätter der Bäume wieder gesund.  

 

„Schluss mit lustig“ dachte ich, als eine besonders schmackhafte Walnuss Sorte ihre Früchte wurmig vom Baum fallen ließ. Dagegen waren jetzt die Nüsse eines anderen Baumes, der immer schwer mit den Würmern gekämpft hatte,  frei davon. 

Mir blieb nur das Staunen. 

 

Letztlich sah ich, dass die Schädlinge kamen und gingen. Einen sichtbaren Schaden konnten sie unserem Waldgarten nicht zufügen. 

 

Und – die Welt der Natur braucht sie alle Beide, die Nützlinge wie auch die Schädlinge.

 

Die Idee, Pflanzen aus  Samen selbst groß zu ziehen,  wurde zwischenzeitlich in Angriff genommen. In Wien ging man auf die Suche nach Samenangeboten. Vor 20 Jahren war das ein recht mühsames Stöbern in Zeitschriften und ausländischen Magazinen. Gesucht wurden besondere Blumenschönheiten aus südlichen Ländern. 

 

Zu Beginn halfen der BELVEDERE GARTEN WIEN und einige  Gärtner in SCHÖNBRUNN. Die Bitte „Samen für Griechenland“ machte die Runde. Auch Freunde, die auf Reisen gingen oder in fernen südlichen Ländern lebten, halfen bei der Suche. Später entdeckten wir die Samenfirmen in Australien, Südafrika, England und Deutschland. 

 

              Viele Pflanzensamen legte man mir in die Hände. 

                              Ihr Anbau war „mein Roulett“. 

 

In Urlauben wurden Zeitschriften und Bücher geschleppt. Später übernahm die Deutsche Buchhandlung in Athen diesen Transport. Meine botanische Ausbildung machte Fortschritte.

 

Langsam stieg ich in das Reich aus dem die Träume sind. Nie gesehene Blütenwolken und ihre Farbenpracht – Paradiesträume - schlichen sich in meinen Schlaf. Es waren die schönsten meines Lebens und sie gaben mir Kraft.

 

Die Zahl meiner kleinen und großen Blumentöpfe nahm bedrohlich zu. Die Wasserversorgung der Hochsommermonate war ein anstrengender Job. Kritik aus der Familie wurde laut. War denn der Traum vom blühenden Garten dort noch nicht angekommen?

 

Nach und nach wanderten meine Blumenkinder nun in den Gartenboden. Mein Herzklopfen begleitete sie, denn ich wusste,  kurze Nachtfröste konnte es geben. 

 

Es war der Beginn einer spannenden Versuchsreihe. Welchen Pflanzen werden der Boden, das Klima und das Licht Griechenlands gefallen? Welchen Schönheiten aus fernen Kontinenten wird unser Garten am Südwest Peloponnes eine neue Heimat werden? 

 

Bald staunten wir alle. Die meisten Pflanzen wuchsen gesund und voll Eifer, so, als hätten sie schon immer hier gestanden. 

Ein alter Gärtnerspruch sagt: 

             „Es ist nichts bewiesen, das nicht versucht wurde“.

 

Das Kleinklima des Gartens verbesserte sich von Jahr zu Jahr.  Es schützte vor glühender Sonne, förderte die Luftfeuchtigkeit und das Blätterdach bewahrte die Pflanzen im Winter vor der „Kälte von oben“.  

 

Durch die allgemeine Beschattung ging der Wildwuchs stark zurück. Trotzdem musste der Boden bedeckt bleiben. Ein Häcksler produzierte das benötigte Mulchmaterial.

 

Ich verwendete keine mineralischen Dünger. Die Pflanzen wuchsen und entwickelten sich auch ohne ihre Zugabe gut. Ich vergaß sie. 

Erst als ich große Topf-Pflanzen aufstellte und der Tropische Hibiskus und der „Frangipani“ (Plumeria rubra) um ihre Spezialdünger bettelten, erinnerte ich mich, dass es sie gab. 

Die Blütenpracht der Oleander hingegen belächelte dieses Verlangen.

 

Viele der hier beschriebenen Pflanzen sind heute bekannt und werden längst am europäischen Markt angeboten.

Damals war der Sachverhalt ein anderer. Hätte ich die eine oder andere Pflanzenschönheit auch gefunden, ein Import nach Griechenland wäre verboten gewesen. Samen hingegen frei.

 

Hier muss ich die unermüdliche Samen-Sucharbeit meiner Freundin, Waltraute JAKUM, in Wien erwähnen. Ohne ihre Fantasie und ausdauernden Recherchen, wäre so manches Samenkorn nicht entdeckt  worden.

 

Da gab es zum Beispiel eine Schulfreundin, die vor vielen Jahren nach Kolumbien geheiratet hatte. Die noch bestehende Verbindung war lose, doch aktivierte sie sich mit den vorgebrachten Samenwünschen. Von der Pflanzenbegeisterung angesteckt, ging nun eine Wienerin in Kolumbien auf Samensuche. Dabei entdeckte sie Blütenbäume, denen sie in 20 Jahren kaum Beachtung geschenkt hatte. Jetzt lernte sie ihre Namen und sah die Flora ihrer Umgebung mit ganz anderen Augen. So blühte der Flamboyant aus Madagaskar (Delonix regia) mit flammend roter Blütenkrone gleich nebenan. Wir lachten, als sie beteuerte, dass sie diese Blütenwunder früher nie so richtig bemerkt hatte.  

 

Sie schickte uns die Frucht des Kanonenkugelbaumes „Couroupita guianensis“ (Lecythidaceae), der in den Regenwäldern Südamerikas zu Hause ist. Leider war das Fruchtfleisch verdorben und mit ihm auch die darin eingebetteten Samen. Den Gestank, den dieses Gelee verbreitete, den haben wir lange nicht vergessen. Aber. es war ein Erlebnis, diese große Kugel vom anderen Ende der Welt in den Händen zu halten. 

 

Ebenso kamen aus Kolumbien große Samenkapseln, die wir ihrer Form und Härte wegen bewunderten. Es wurde gerätselt. Da knallte es laut. Wer hatte geschossen? Niemand, nur unsere Kapsel war in der Sonne explodiert. Meine Freundin ging in ihrer Literatur auf die Suche und fand den dazugehörende Baum: 

 

„Hura crepitans“ (Euphorbiaceae),  auch Sandbox Tree oder Dynamit Tree genannt. Seine Heimat ist Nord- und Südamerika, sowie der Regenwald am Amazonas. 

 

Die Samen keimten rasch und eine in Wuchs- und Blattform sehr attraktive Pflanze wuchs heran. Leider überlebte sie ihren zweiten Winter in Agrilis nicht. „Gott sei Dank“ sagt der Fuchs, dem die Trauben zu sauer waren, denn dieser Baum hätte Urwaldgröße erreichen können, wenn, ja wenn wir keine Nachfröste hätten. 

 

Und einmal, lange ist es her, verbrachte unsere Wienerin ihre Ferien an der Pazifik Küste Kolumbiens. In der Natur fand sie kleine „FRANGIPANI“ – PLUMERIA -  Pflänzchen, die eben ihren Samenschalen entschlüpft waren.

 

Die Zeitabläufe fielen fast gespenstisch zusammen, denn für den nächsten Tag hatte sie ihren Flug nach Wien gebucht. Dort angekommen, erwartete sie schon Frau Jakum, die Samenjägerin. Ihre Reise nach Griechenland wiederum, sie begann zwei Tage später.

 

Wohlbehalten kamen die Zwergpflanzen in AGRILIS an. Als Draufgabe gab es noch jede Menge frischer Samen. Stundenlang legten wir sie in Anzuchterde. Alle verfügbaren Schalen aus Haus und Küche wurden zu Kinderstuben umfunktioniert. 

 

Im nächsten Jahr standen 300 Blumentöpfe im Garten. Zur großen „Freude“ meiner Familie überwinterten sie alle im Haus. 

Im nächsten Jahr waren sie schon ein gutes Stück gewachsen und kamen in ein Nylongewächshaus.

 

Es war die erste Bekanntschaft mit dieser damals noch von „Mythen“ umgebenen Pflanze. Eine lange Geschichte des „Kennenlernens“ sollte folgen.  Doch diese erzähle ich im tiefer stehenden „PLUMERIA rubra“ Text.  

 

Unsere „Kolumbien Samen Abenteuer“ waren reich an Erlebnissen. Natürlich konnte nicht jeder Samen zugeordnet werden, denn das Literaturangebot war damals einfach nicht reichhaltig genug. Und, wie auch nicht anders zu erwarten, verneinte doch eine Reihe dieser Pflanzen das in Griechenland angebotene Klima.

 

Andere Samen wiederum hatten es so in sich. Erst brauchten sie lange für ihre Keimung und als sie endlich zu kleinen Pflänzchen herangewachsen waren, da fielen sie plötzlich tot um. Wieder und wieder. Wen wundert das bei Protaceae ? Aus mein Traum von der „King Protea“ (Protea cynaroides). 

 

 

Wenn ich hier vom aufregenden Samenanbau spreche, so fehlt etwas sehr Wichtiges. In nur wenigen Fällen konnten wir damals Bilder der Blüten unserer Samenpflanzen finden. Der Computer war erst im Kommen und die vielen Kübelpflanzenbücher exotischer Pflanzen waren noch nicht geschrieben.

 

In der Nähe von München aber, in der Hallertau, beschäftigte man sich bereits intensiv mit mediterranen, subtropischen und tropischen Pflanzen. Schon im März 1985 erschien die erste kleine bebilderte Broschüre der FLORA Mediterranea. 1997 kam der erste Verkaufskatalog und 1998  das Taschenbuch „Die schönsten Kübelpflanzen“ von Christoph und Maria Köchel.

 

Diese Schriften begleiteten mich eine lange Zeit und ich lernte daraus vieles über Wuchsformen, Blütezeiten, Pflege und mögliche Schädlinge.

 

 

Die Jahre waren vergangen. Ich wähnte mich schon im Paradies. Da kam sie, die eisig kalte Winternacht, in der die Temperatur auf Minus 10 Grad Celsius fiel. 

 

Eine traurige Verlustmeldung ging nach Wien:

 

Caesalpinia pulcherima, der Pfauenstrauch, hatte noch im Sommer in voller Blüte gestanden. 

Passiflora edulis, die Maracuja, hatte uns schon ihre Früchte kosten lassen. 

Kennedia rubicunda, beheimatet in Australien, hatte mit ihren vielen dunkelroten Blüten einen Basketballständer erobert. 

Die Tibouchina urvilleana war zum hohen „Blauen Busch“ herangewachsen. 
Cassia didymobotria, der Kerzenstrauch aus dem tropischen Afrika, blühte mit seinen leuchtend gelben Ähren bereits mehrere Jahre. 

CASSIA spciosa

Der Flamboyant aus Afrika, Delonix regia, trug als kleines Bäumchen schon zwei herrliche Blüten. 

Mandevilla  „Alice du Pont“  bezauberte uns jedes Jahr mit ihren Blüten. 

Spathodea campanulata aus dem tropischen und subtropischen Afrika war schon ein 3 m hoher Baum geworden. Ich war sicher, dass er mir demnächst seine Blüten zeigen würde. 
 

Man sollte nie zu sicher sein, auch nicht im sonnigen und heißen Griechenland.  

 

Trotzdem, die Freude und das Erlebnis blieben in der Erinnerung.  Ich hatte diese Pflanzen wachsen und manche sogar blühen gesehen.  Ein Eckchen aus dem Paradiestraum war damit wahr geworden.

 

Im Rückblick könnte ich sagen, dass dieser Gartenstart sowieso an Größenwahn gegrenzt hatte, denn meine botanischen Kenntnisse bewegten sich im Nullbereich. Und – einen „grünen Daumen“, den hatten schon meine Zimmerpflanzen vermisst.  

 

Aber, wir leben dieses Leben, um zu lernen. 

Meine Gartenjahre sind bis heute Lernjahre. Sie sind ein aufregendes und reiches Naturerlebnis. 

 

Meine kleinen Pflanzengeschichten sollen nun erzählen, wie aus Samen ferner Kontinente Blumenschönheiten heran gewachsen waren und unser Garten wurde, was er heute ist: Ein bunt zusammen gewürfeltes Vielerlei aus den unermesslich reichen Pflanzenschätzen unserer Natur. 

STRELITZIA reginae (Strelitziaceae) 

 STRELITZIA reginae (Strelitziaceae) – Schon Im Dezember reckt der Paradiesvogel  seinen Schnabel frech in die recht kalte Winterluft. 
 


STRELITZIA nicolai -  die Natalstrelitzie

Die Natalstrelitzie gleicht einer Banane und wird von Besuchern oft verwechselt. Nicht aber, wenn sie im Frühjahr ihre riesigen blau-weißen Vogelkopfblumen aus dem Stamm schiebt.  

Meine Samen kamen aus Südafrika. Sie waren an Wildpflanzen gesammelt worden. Nicht nur ihre Keimung, sondern auch die Blüte hat meine Geduld auf eine harte Probe gestellt.  Doch als der erste Paradiesvogel seine Blütenblätter entfaltete, da war das lange Warten vergessen. Welch wunderliche Konstruktion in Form und Farbe, wahrlich eine Meisterwerk der Natur.

 

Lange standen einige Dutzend Pflanzen in Töpfen. Groß und kräftig geworden, pflanzte ich sie in den Garten. Zur Sicherheit an verschiedenen Plätzen. Bis heute haben sie viele kalte Winter überlebt und ihre Blüten stehen stolz bis in das späte Frühjahr.

 

Die Schönheit dieser Pflanze weckte auch die Begierde meiner griechischen Freunde und die Geschenke wurden mit Begeisterung angenommen.

ACACIA dealbata (Leguminosae) 

Die Mimose der Floristen trägt fast ein Jahr lang kleine grüne Kügelchen an langen Rispen in den Zweigen. Sie erwachen in der warmen Jänner Sonne zu leuchtend gelben Blütentrauben. Schwer trägt die Baumkrone an der Blütenfülle.

Dieses Gelb steht dann in der griechischen Landschaft gegen den blauen Frühlingshimmel.  

Hier  musste ich nicht zum Samen greifen, denn dieser Baum wird am griechischen Markt schon lange veredelt angeboten.  

Acacia pravissima – sie hat dreieckige blaubereifte Phyllodien und wuchs aus einem Samen, der aus Australien kam. 

 

Als die Pflanze zu einem kleinen Bäumchen heran gewachsen war, gab es einen starken Sturm, der es flach legte. Alle Stützvorrichtungen halfen nichts, das Bäumchen wollte am Boden liegen bleiben. Heute sieht es wie eine kriechende Latsche aus, doch seiner Blühfreudigkeit hat das nie einen Abbruch getan.  

 ACACIA retinodis - die „Akazie der vier Jahreszeiten“, wurde ein kleiner Baum und besticht durch ihre schmalen filigranen Blätter. Die Zweige tragen eine Unmenge kleiner blassgelber Blütenkugeln.
 

Eine ACACIA Art 

Eine ACACIA Art – deren Samen aus einem australischen Mix Päckchen stammte, wuchs zu einem mächtigen Baum  Eine  Vielzahl an größeren blassgelben Kugeln schmückt seine Krone im zeitigen Frühjahr. Ein Name ließ sich bis heute nicht finden.

Es gibt etwa 1200 Acacia Arten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Australien, aber viele Arten sind auch in Afrika und Amerika heimisch. 

 

Die afrikanischen Arten haben schreckliche Dornen, die sie vor Fressfeinden schützen.

Interessant ist auch, dass Akazien Ameisen füttern und sie damit zur ihrer Schutztruppe gegen Fressfeinde werden. 

 BRACHYCHITON – (Malvaceae – Sterculiaceae) ist mit 30 Arten in Australien und Neuguinea beheimatet. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Küstenbereichen von Queensland. 

BRACHYCHITON populneus

BRACHYCHITON populneus kam vor etwas mehr als 10 Jahren plötzlich in großen Mengen nach Griechenland. Heute steht er als Straßenbaum in den großen und kleinen Städten und allen Dörfern dort, wo keine tiefe Frostgefahr besteht. Dieser Baum erträgt alles: Trockenheit und große Hitze, Einmauerungen in Bürgersteigen und Baumschnitten, so, wie sie gerade benötigt werden. Er beschenkt die Menschen trotzdem mit seiner wunderschönen Glöckchenblüte. 

 

Meine Bäume kamen per Samen aus Australien und sie wachsen mit mächtiger Krone. Ihre Stämme sind glatt und erinnern in ihrer Form an eine Flasche. 

 

BRACHYCHITON acerifolius heißt der Flammenbaum Australiens. Er kommt aus den feucht-heißen Küstenregionen Ostaustraliens.

 

Auch er wuchs aus einem Samenkorn zu einem großen Baum und steht seit mehr als 15 Jahren im Garten. Seine berühmte rote Blüte aber, die zeigte er uns bis heute nicht. Über das Warum gab es schon viel Rätselraten. 

 SOLANDRA maxima (Solanaceae) – Der “Cup of Gold”, Goldkelchwein, ist in Mexiko und Zentral- und Südamerika beheimatet. 

Den lateinischen Namen erhielt die Pflanze zu Ehren von  Daniel SOLANDER, der mit Captain Cook und Sir Joseph Banks  reiste. 

 Diese Pflanze kam nicht als Samen, sondern als kleiner Steckling von den Kanarischen Inseln. 

 

In früheren Jahren bildeten  sich im Dezember die großen Blütenknospen an den kräftigen Lianen. Manchmal öffneten sie sich schon in der  warmen Jänner-Sonne. Dann konnte man zusehen, wie sich die  goldgelben Knospen öffneten und sich die Blütenblätter zur Kelchform bogen. Die großen gelben Blüten, die im Inneren eine violette Strichzeichnung hatten, sie standen   duftend in der tiefgrünen Blätterwand und lockten die ersten Hummeln an. 

 

Dieses Schauspiel fand ein jähes Ende. als eine Neujahrsnacht tief in das Minus fiel.  Aus der Blütentraum. Die mächtige Blätterwand wurde schwarz, sie war erfroren.  Kein Zweigstück konnte mehr für einen Neuanfang verwendet werden. 

 

Den Bestand der SOLANDRA in unserem Garten rettete eine kleine im Dickicht vergessene Topfpflanze. Glück gehabt. 

 




 

MANDEVILLA laxa (Apocynaceae) 

MANDEVILLA laxa (Apocynaceae) – der Chilenische Jasmin aus Peru und Argentinien liebt das Mittelmeerklima. Im Gegensatz zu seinen tropischen Geschwistern, geht er unbeschadet durch den Frost. Der Duft seiner strahlend weißen Blüten betört.

 

Die langen dünnen gebogenen Samenschoten beinhalten viele Samen mit seidigen Fallschirmen und sie keimen leicht. Trotzdem sieht man die Pflanze hier selten. 

BAUHINIA variegata 

BAUHINIA purpurea oder variegata (Fabaceae/Unterfamilie Caesalpiniodeae) – beheimatet im Süden Chinas bis zum Westen Indiens. Dieser Baum ist in den Tropen und Subtropen weit verbreitet. Die Schönheit und der Duft seiner Blüten, aber auch seine Schatten spendende dichtbelaubte Krone förderten seine Beliebtheit.   
 
Wieder einmal konnte ich meine Samen in Australien finden. Die Pflanze entwickelte sich rasch und problemlos. Unser Klima gefiel ihr. Selbst einige sehr kalte Winter hinterließen keine Schäden. Wahrscheinlich lag das daran, dass die Bäume zu dieser Jahreszeit keine Blätter haben bzw. es die  Zeit ist, wo sie sie verlieren. Ihre Blüte erscheint dann in der blattlosen Baumkrone, wo eine Blüte neben der anderen an den Zweigen steht. Je nach Wetterlage geschieht dies zwischen März und Mai. Die Blüten werden mit Schmetterlingen oder Orchideen verglichen. Purpurn getönt, dunkelrosa, die einen. in hellem Lila und etwas größeren Blüten die anderen. Ihre zerbrechliche durchsichtige Schönheit erscheint im Gegenlicht. 
 


Bauhinia "Candida"

Die Sorte Bauhinia „Candida“ (syn. „Alba“) hat weiße Blüten mit limonengrüner Zeichnung. Sie scheinen im blattlosen Astgewirr zu schweben. 

BAUHINIA galpinii 

BAUHINIA galpinii – ein Kletterstrauch, der in  Südostafrika beheimatet ist, kam per Samen aus Australien. 

 

Die Farbe ihrer Blüte ist sehr auffallend. Ein leuchtendes Apricot oder Ziegelrot. Es hat  Jahre gedauert, bis uns die Pflanze ihre Kletterkünste vorführte und nun mit ihren zarten Zweigen einen hohen Oleanderstrauch eroberte. Dort oben wetteifern nun die Farben.

BRUNFELSIA pauciflora

BRUNFELSIA pauciflora ( Solanaceae) – „Yesterday-Today-and-Tomorrow“ oder auch die „Shady Lady“ genannt. Ihre Heimat sind die lichten Wälder Brasiliens. 


Beim Samenanbau braucht man Geduld. Die Pflanze hat ein recht langsames Wachstum. Noch nach mehr als 10 Jahren ist meine Brunfelsia ein kleiner runder Strauch. Wenn aber im zeitigen Frühjahr die Blütenfülle in gleichzeitigem Dunkel- und Hell-Lila erscheint, dann beginnt das Staunen.  

 

Meine Unwissenheit bei der Wahl des Standortes vertuschte der Zufall. Das Blätterdach eines nahen Baumes sorgte für den benötigten lichten Schatten.

HIBISCUS rosa-sinensis (roter Hibiscus mit schwarzem Auge)

HIBISCUS rosa-sinensis (Malvaceae) – Der Tropische Hibiskus. Wenn die Sonne im Frühjahr ihre ersten warme Strahlen schickt,  dann leuchtet die große dunkelrote Hibiskus Blüte mit ihrem „schwarzen Auge“ im satten glänzenden Grün der hohen Büsche. Obwohl tropischen Ursprungs, hat sich diese Sorte am Mittelmeer durchgesetzt und man gab der Pflanze den Namen „Mittelmeerhibiskus“. 

 

In den Dörfern Messiniens ist dieser Hibiskus oft als Straßenbaum anzutreffen. Wie es schien, war diese Pflanze bald nach Kriegsende aus Italien an die Westküste des Peloponnes gekommen. 

 

In den Gärten meiner näheren Umgebung liebt man hohe volle Büsche, in deren Blattwerk die dunkelroten Blüten funkeln. So war es leicht, verholzte Zweigstücke für die Vermehrung zu finden. Sie wurzelten leicht und so verziert nun seit 20 Jahren der rote Mittelmeerhibiskus auch unseren Garten. Im Hochsommer mit einigen Wassergaben zufrieden, blüht die Pflanze  im Frühjahr und im Herbst. Oft bis Weihnachten. Nur in der Hitze des Hochsommers stellt er seinen Blütenschub ein. Später sollte ich lernen, dass diese Tropenpflanze ihre Blüten zwischen 18 und 25 Grad Celsius entwickeln.

 

Wenn es im Winter frostige Nächte gab, dann musste das obere Drittel seiner Zweige bis in das gesunde Holz  zurück geschnitten werden. Bald aber trieb die Pflanze wieder Blätter und Blüten.

HIBISCUS rosa-sinensis (weißer Hibiscus mit rotem Auge)

Ebenso robust ist auch eine weiße Sorte mit „rotem Auge“, die hier häufig anzutreffen ist. Auch sie wurde mittels Steckling in unseren Garten geholt. Ihr Wachstum ist besonders kräftig. Heute ist dieser Strauch ein Riese mit guten 5 m Höhe und 4 m Breite. In seiner Hauptblüte stehen die großen Blüten dicht an dicht und ergeben einen herrlichen Anblick.

 

Der Hibiscus rosa sinensis faszinierte uns alle. Leider hatten wir damals noch  keinen Computer zur Hand, der uns auf Knopfdruck  nähere Auskünfte hätte geben können. Doch die Briefe aus  Wien  fanden die „American Hibiscus Society“ in Florida. Ich wurde  Mitglied und erfuhr nun mehr über die Mysterien dieser atemberaubend schönen Pflanze.    

 

Die nicht zu zählende Farbenvielfalt seiner Blüte geht durch den Regenbogen. In jedem Samenkorn werden die Chromosome neu gemischt. Jede Samenpflanze wird eine andere Farbzusammenstellung haben. Ein Wunder der Natur, zu deren Geheimnissen sich die Wissenschaft langsam vortastete.

 

Beim Blättern der Bilderkataloge stockte mir der Atem. Farbenspiele in unzählbaren Farbtönen, so gewaltig, dass es die menschliche Fantasie überstieg.

 

Es erstaunte damals, dass die großen Samen-Anbieter keine Hibiscus rosa sinensis Samen in ihren Angeboten führten. Die Samenbörse der AHS hatte, wie es schien, das Monopol. Aber ich war am Ziel, ich bekam die ersten Samen!

 

In dieser Zeit der Suche flatterte mir ein Verzeichnis der Österreich Vereine in aller Welt, das in Zusammenarbeit mit dem Weltbund der Österreicher im Ausland entstanden war, ins Haus. Ein verwegener Gedanke beschäftigte mich über Tage. Könnte ich den einen oder anderen meiner Landsleute, die in tropischen Gegenden dieser Erde lebten, um Hilfe bei der Samenbeschaffung   bitten?

 

In Hawaii, dessen Nationalblume der Hibiskus ist und wo die Explosion ihrer Farben  begonnen hatte, dort wollte ich fragen. So verrückt die Sache auch klingen mag, ich erhielt vom Präsidenten der dortigen österreichischen Gemeinschaft eine zur Hilfe bereite sehr freundliche Antwort. 

 

Aber leider war die Beschaffung von Samen auch dort nicht möglich. Doch im Laufe dieser Bemühungen fand ich etwas sehr wertvolles: Herzliche und liebenswerte Menschen, die später sogar meinem „Surf-verrückten“ Sohn in Hawaii Gastfreundschaft boten. 

 

Als in der Zwischenzeit meine ersten Samen aus Florida keimten und die Pflanzen in griechischer Erde heranwuchsen, war die Spannung groß. Welche Farbe und Form würden die Blüten wohl haben? Nach einer  harten Geduldprobe von drei Jahren, öffneten sich endlich die ersten Prachtblüten. Die Freude war groß! Sie wurden bestaunt und viele, viele Male fotografiert. 

 

Mit den Jahren rückte die weite Welt einander näher. Heute gibt es eine Deutsche Hibiskusgesellschaft, wo man sogar Samen aus Tahiti bekommen kann. 

 

So erblühten weitere Blütenschönheiten in Agrilis,   eine in Farbe und Form faszinierender als die andere.

 

Leider ziehen hier die  frostigen Nächte der Wintermonate die Grenzen. Unsere Tropenschönheiten wurden keine „Gartenpflanzen“. Sie müssen im Topf bleiben. Nur so können sie in den kalten Winternächten geschützt werden. 

HIBISCUS moscheutos "Southern Belle"

HIBISCUS moscheutos – Die Heimat des Sumpfeibisch liegt im südöstlichen Nordamerika, wo er am Naturstandort Sumpf- und Marschland bevorzugt. 


Samen der F1 Hybride „Southern Belle“, deren Züchtung aus Japan kam, wurden vor mehr als 15 Jahren in Deutschland angeboten und von den Wiener „Samenjägern“ gefunden.

Rasch und ohne Probleme wuchs die Pflanze im griechischen Gartenboden. Bald trug sie in den Sommermonaten tellergroße Blütenräder in dunkelrot, rosa und weiß mit rotem Auge. Doch jede Blüte lebt nur einen Tag.  Mit den Jahren wurde sie zum weit ausladenden Strauch, dessen Rhizome sich immer mehr ausbreiteten. Gegen den Winter hin vertrocknen die Blattstiele  und im späten Frühjahr treibt die Pflanze wieder  neu. 

HIBISCUS coccineus

HIBISCUS coccineus – stammt aus den Sümpfen von Georgia und Florida. Meine Samen erhielt ich aber von Freunden aus Afrika. 


Die dunkelrote Blüte gleicht einem Stern, der auf seinen langen dünnen Zweigen weithin leuchtet. Lange Zeit konnte mir niemand seinen Namen sagen und darum nannten wir die Pflanze den „Stern von Afrika“.

HIBISCUS mutabilis – stammt aus China. In Amerika nennt man die Pflanze „Confederate Rose Mallow“. 


Die Blüte dieses kräftigen Strauches beginnt im September. Die Blüten erscheinen in weiß und altern tagsüber von hell- bis dunkelrosa. Dieses Bild lässt den Blütenstrauch  mehrfarbig erscheinen. 

HIBISCUS mutabilis „Flora Plena“ 


HIBISCUS mutabilis „Flora Plena“ nennt man die gefüllt blühende Sorte. 

In unserem Garten wurde diese starke Pflanze zum Baum. Ihre Blüten erscheinen an den Zweigenden. Ihre Verfärbung ist besonders attraktiv.

HIBISCUS paramutabilis „Shanghai Pink“ mit der Angabe, dass es sich dabei um eine Züchtung aus China handelt, könnte die Sorte sein, deren Samen vor vielen Jahren aus Florida kamen. Gefunden im Internet.

 

Ihre Blüte  erscheint in zartem Rosa und altert dunkelrosa. Sie ist größer als die weiße Blüte von H. mutabilis.

Farbenvielfalt des tropischen Hibiscus

Farbenvielfalt des tropischen Hibiscus


JACARANDA mimosifolia (Bignoniaceae) 

JACARANDA mimosifolia (Bignoniaceae) - Ein viel bewunderter Tropenbaum, der von den Hochebenen Brasiliens, Paraguayes und Argentiniens stammt. 


Lange nannte man diesen Baum auch „Palisander“, ein Fehler, der berichtigt wurde. Das Palisanderholz kommt von einer ganz anderen Pflanze, der Dalbergia.  
Das Holz von Jacaranda filicifolia bezeichnet man als „Veilchenholz“. 

 

„Jacaranda Stadt“ nennt man Pretoria, die Hauptstadt von Südafrika. Dort findet man weltweit die größte Ansammlung der Jacaranda Bäume. Sie blühen in den Farben weiß, purpur- und malvenfarben, sowie blau.   

 

Grossen Trauben himmelblauer Glöckchen schmücken die große und breit ausladende Baumkrone unseres Jacaranda Baumes in Agrilis. Er  ist der größte Blütenbaum in unserem Garten, da er die Möglichkeit der freien Entfaltung bekam. Auch eine eisige Nacht, in der die Temperatur auf minus 10 Grad Celsius fiel, konnte ihm nichts anhaben. 

 

Als ich die Samen dieses Baumes in die Hand bekam, hätte ich mir nicht träumen lassen, welch langwierige faszinierende Entwicklung sie haben. Eigentlich sind die Blütenstände Kerzen mit Glöckchen, die an den Trieb Enden der Zweige zu mehreren erscheinen. An manchen dieser bilden sich nun flache runde Samenkapseln, die einen Durchmesser von 5 bis 7 cm haben. 

 

Die Zweige verlieren ihre Blätter, grünen neu und der Baum geht  in die nächste Blütezeit. Jetzt erst beginnen sich die Kapseln leicht braun zu färben. Wer aber denkt, dass sie nun ihre Samen frei geben, der irrt. Sie sind noch lange wie eine Muschel fest verschlossen. Natürlich versuchte ich sie mit starker Sonneneinstrahlung und im Winter am Heizkörper zu überlisten, doch ich holte mir nur blutige Finger. Erst wenn  sie  vom Baum fallen, starke Herbststürme sind günstig, wird ihr Verschluss Mechanismus gestört. Jetzt kann man versuchen, die Kapsel zu sprengen. Wenn sie sich öffnet, dann finden wir in diesem massiven holzigen „Ufo“ hauchdünne Flügelsamen, die fein säuberlich im Kreis aufgereiht an ihrer Nahrungsquelle hängen.

EUCALYPTUS ficifolia 

EUCALYPTUS ficifolia (Myrtaceae) – der Purpur Eucalyptus oder auch „Red Gum“ genannt. Die Blüten dieses Baumes sind die auffälligsten aller Eukalyptusarten. 


Dass aus einem dieser australischen Samen ein Traumbaum wurde, das kann man nur als „Anfängerglück“ bezeichnen. Es sollte sich herausstellen, dass die Aufzucht dieses Baumes problematisch ist, ebenso die Standortwahl.    
 
Etwa um Mitte Juni springen die Deckel der Blütenkapseln auf und scharlachrot leuchtende Staubfäden quellen heraus. Die Baumkrone wird zur strahlenden  roten Kugel. 
 
Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und der Baum zeigt Alterserscheinungen.  In der Literatur wird die kurze Lebensdauer betont. Leider. 

EUCALYPTUS globulus 

EUCALYPTUS globulus – der Blaugummibaum „Blue Gum“ – dessen Blätter erst silbrigblau und später tiefgrün werden, dienen der Herstellung eines ätherischen Öls, dem bekannten Eucalyptus Öl.  Aber auch im „Mückenstecker“ erfüllen die Blätter ihren Zweck.  


Dieser Baum wuchs zum Riesen heran. Seine größeren weißen Blüten sind in grünen Kapseln versteckt. Wenn ihr gerunzelter bläulicher Deckel aufspringt, werden die weißen Staubfäden sichtbar.   
 
Trotz seines  Stammumfangs konnte ihn ein Wirbelsturm aus dem Boden drehen und zu Boden legen. Glück im Unglück: Das Haus wurde nicht getroffen und wir haben noch einen zweiten Riesen. 

EUCALYPTUS gunnii – der Tasmanien Eukalyptus. 

Sein mächtiger Stamm hat eine Grobgefaserte, aber seidenweiche Rinde. Seine deutlich gegenständigen runden Jugendblätter stehen grau grün im Kontrast zu seinem kaffeebraunen Stamm. 

 


CALLISTEMON viminalis

Aus vielen Bällchen, formiert zu traubenartigen Blütenständen, rollen bei CALLISTEMON und MELALEUCA regelrechte Blütenwunder.

 

CALLISTEMON viminalis (Myrtaceae) – erinnert an die Trauerweide. Doch an den Enden dieser Zweige hängen die leuchtend karmensinroten Blütenbürsten.

 

Es gibt in Australien viele Arten. Manche kreuzen sich in der Natur, so dass die Samen nicht immer rein ausfallen. Selbst Fachleuten fällt die Unterscheidung der vielen Arten schwer.

 

Aus einem Samen Mix wurden in unserem Garten verschiedene Sträucher und Bäume groß, die rosa, gelb, weinrot, rot und scharlachrot blühen.

 

MELALEUCA armillaris (Myrtaceae) – die Myrtenheide aus Australien  erinnert an ein Nadelgehölz. In der hohen Baumkrone leuchten weiße Blütenbürsten, die eigenartiger Weise vorwiegend den Hornissen als Nektarweide dienen. Der Anflug ist heftig und ich mache in der Blütezeit lieber einen Bogen um den Baum.

BOUGAINVILLEA 

BOUGAINVILLEA (Nyctaginaceae) – die Wunderblume aus dem Amazonasgebiet.  
 
In meinen frühen Gartenjahren fand ich die bekannte feuerrote und die dunkel violett blühende Pflanze in nächster Nähe. Stecklinge wurzelten leicht.
 
Heute können wir aus einer großen Sortenvielfalt wählen. Ihre Blütenkaskaden sind oft atemberaubend.


NERIUM oleander

NERIUM oleander 


NERIUM oleander 

NERIUM oleander (Apocynaceae) -  die bekannteste Pflanze am Mittelmeer. Jenseits der Alpen lebt sie im Blumentopf, die Nostalgiepflanze aus dem Süden. 
 
Für mich, die ich aus dem Norden kam, war der Oleander natürlich Favorit. Viele hohe blühende Büsche sollte es auf unserem Grundstück geben. Mit Steckhölzern nahm ich dieses Vorhaben in Angriff. Griechische Freunde zeigten mir die schönsten Pflanzen ihrer Gegend und auch, wie man diese Hölzer schnitt. Mit Mühe grub ich die ersten Löcher in den harten Boden. Lange Zeit versorgte ich sie mit Wasser, doch irgendwann vergaß ich sie. An den Zäunen waren sie im Wildwuchs verschwunden. 
 
An einem heißen Sommertag leuchtete es rosa und rot aus einigen Gartenecken. Ich stand vor einem Rätsel. Als sich der Schleier von meinem Gedächtnis hob, begrüßte ich die wohl widerstandsfähigste Pflanze des Südens, den Oleander.
 
Und  wieder sollte man in  W i e n  die Karten mischen:
Der Botanische Garten Wien hatte internationale Samen Austauschaktionen laufen. Oleander Samen waren gefragt. Ich konnte sie hier an jeder Ecke finden, sammeln und nach Wien senden. Man sagte, dass im Oleander Samen andersartige  Blüten und Wuchsformen gefunden werden können.
 
Dieser Samenanbau führte mich in einen Erlebniskreis, aus dem es bis heute kein Entrinnen gibt. 
 
Doch die ersten Jahre meiner Samenanbau Versuche waren recht enttäuschend. Die neuen Pflanzen blühten vorwiegend  wieder im bekannten Rosa, im besten Fall etwas dunkler oder heller. 
 
Inzwischen hatte  mir meine Freundin aus Wien Stecklinge von bekannten großblumigen Oleandersorten geschickt. Mit ihrer Blüte im Garten begann die große Wende.  Jetzt hatten meine Sämlinge Neues zu bieten. Besonders hübsche Blütenformen bekamen einen Namen, wie Iphigenie, Helena, Aphrodite, Urania, Penelope, und andere.
 
Aufschlussreich war hier das Gespräch mit dem griechischen Besitzer einer großen Baumschule. Auf mein Anraten, er solle es doch einmal mit Oleandersamen probieren, winkte er ab. Bei seinen 30ig-jährigen Versuchen hätten seine Sämlinge immer nur wieder in rosa geblüht. Er fand keine Unterschiede zu den Elternpflanzen. Hier muss man hinzufügen, dass die angebauten Samen von rosa Oleanderbüschen gekommen waren, die in der Natur Griechenlands noch häufig zu finden sind. 
 
Über 2.000 Jahre belegen Aufzeichnungen die Verbreitung des rosa Wildoleanders rund um das Mittelmeer. 
 
Vor etwa 400 Jahren brachten die Pflanzenjäger andere Blütenformen nach Europa. In den damaligen Botanischen Zentren begann man zu kreuzen. Dies war die Geburtsstunde unseres „modernen“ Oleanders. Neben verschiedenen Wuchsformen und Düften,   haben wir gefüllte, doppelte und einfache Blüten in unterschiedlichen Rot- Gelb- und Rosatönen, sowie in Schattierungen von Weiß, Lachs und Apricot. 
 
 
Da es rund um den Oleander und seine Reise durch die Zeit so einiges zu erzählen gibt, habe ich mir vorgenommen, diese Geschichte und meine Beobachtungen im Süden nieder zu schreiben. 

AGAPANTHUS

AGAPANTHUS (Liliaceae) – Die Liebeslilie ist in Südafrika heimisch. 

Diese kräftige Staude schmückt heute weltweit viele südliche Gärten, Parkanlagen und besonders Straßenränder und Wege.   Es gibt die Pflanze in variierendem Blauton, wie auch in weiß.

 

Meine Samen kamen aus dem Botanischen Garten Kirstenbosch in Südafrika. Bald hatte ich eine große Anzahl von Pflanzen, die heute den Garten schmücken. Auf bis zu 1 m hohen Schäften wiegen sich die großen himmelblauen Blütendolden.

TECOMARIA capensis 

TECOMARIA capensis (Bignoniaceae) - das Kap Geißblatt aus dem Süden und Osten Afrikas.


Meine ersten Samen kamen auch hier aus Kirstenbosch, der bekannten Gartenanlage in Südafrika. Langsam nur wuchs die Jungpflanze im Blumentopf so vor sich hin. Ihr Zuwachs war minimal. Kurzerhand pflanzte ich sie zwischen eine Baumreihe, die in der Zukunft die Gartenbegrenzung werden sollte. 

 

Jahre waren vergangen. Die Bäume standen hoch und mächtig. Zu ihren Füßen war ein undurchdringbares Dickicht entstanden. Es zu roden wäre schweißtreibend gewesen und Giftschlangen könnte es auch geben. Dann bemerkte ich die vielen kleinen Vögel.  Ich schenkte ihnen diese Welt der „Unordnung“. 

 

Bald eroberte die Passiflora caerulea diese Vogelecke und ihre Lianen schlangen sich bis hoch hinauf in die Baumspitzen der Scheinzypressen und Tamariske. Dieses vielschichtige Geflecht war für Nistplätze wie geschaffen. Den Boden rahmten dunkelrot blühende Pelargonien.  

 

An einem klaren sonnigen Herbsttag traute ich meinen Augen nicht. Ein weithin leuchtendes Orangerot überzog das Vogelquartier. Von der hohen Tamariske war kaum mehr etwas zu sehen. Die TECOMARIA capensis hatte die PASSIFLORA caerulea besiegt ! Optisch gesehen. Wann hatte mein „Faulenzer“ diese Kraft entwickelt und sich einen Platz an der Sonne erobert ?   

 

Einige Zeit später brachte mir ein Freund eine kleine Pflanze. Sie käme aus Südafrika und wäre von großer Seltenheit. Ich verstand und führte ihn zu meiner blühenden Mauer. Er war sprachlos. 

TECOMARIA cultivar

TECOMARIA mit gelber Blüte gedeiht ebenso kräftig wie ihre rote Verwandte. Sie schiebt ihre Triebe hoch und benützt ihre Nachbarn als Stütze. 


Das Geheimnis der Beiden liegt in ihrer Fähigkeit des „Wanderns“, ihre Triebe schlagen Wurzeln.

CHORISIA speciosa 

CHORISIA speciosa (Rutaceae) – der Florettseidenbaum aus Südamerika. 
Mit nur zwei Samen begann ich das Experiment und zwei hohe Bäume wachsen heute im Garten. Ihre schlanken Stämme sind mit großen scharfen Dornen übersät. 


Am Beginn ihres Gartendaseins fürchtete ich um ihr Leben, denn kalte Winter kürzten ihre blattlosen Zweige oft radikal. Aber mit den Jahren wurden die Bäume widerstandsfähiger, sie hatten sich mit unserem Klima angefreundet. In luftiger Höhe entwickelten sie ihre Blätterkrone. 

 

Bei einem Blick zum Himmel entdeckte ich sie: Herrliche große rosa Blüten, deren Mitte grünlich gezeichnet ist. Der lange herausragende Blütengriffel erinnert an den Hibiskus. Leider schweben sie so hoch oben, dass sie nur das Zoom des Fotoapparates erreichen kann. 

CAESALPINIA gilliesii (Leguminosae) – der Paradiesvogelbusch aus Argentinien.

 

Wie war diese Pflanze wohl auf einen Weinberg in Messinien gekommen?  Auch dessen Eigentümer rätselten. Der kleine Strauch trug Samenschoten. Welch ein Glück !

 

Die Samen keimten rasch und bald zeigte die Pflanze auch in unserem Garten ihre herrlichen Blüten. Den großen gelben Blütenkopf verzierten weit herausragende dunkelrote Staubfäden, insgesamt eine Schönheit.

 

Im Herbst trug die Pflanze viele Samen. Die Hülsen knallten beim Öffnen und die Samenkörner sprangen einige Meter weit. Lag darin das Geheimnis der weiten Verbreitung ?  

THEVETIA peruviana 

THEVETIA peruviana (Apocynaceae) – auch „Karibischer Oleander“ genannt, denn seine Heimat liegt auf den Karibischen Inseln und der Golfküste von Mexiko. 


Wir kennen diese bei uns recht seltene Pflanze auch als „Gelben Oleander“, obwohl er mit unserem OLEANDER keine Ähnlichkeit hat. Bis darauf, dass beide Pflanzen der gleichen Familie angehören, der Apocynaceae.  

 

Der Samen dieser Pflanze hängt als grüne Nuss große Kugel an den Zweigen. Wenn sich der fleischig grüne Mantel löst, erhalten wir eine ovale dickbauchige Holzkapsel. Sie enthält zwei Samen. Oberflächlich in die Erde gelegt, öffnet sich die Kapsel und die Keimlinge wachsen nebeneinander heraus. Die kleinen Pflanzen topft man später einzeln, da sie sich leicht voneinander lösen. 

 

Meine Thevetia wurde ein sperriger Strauch. Immer wiederkehrende Frostschäden, führten in der Folge zu Rückschnitten. So formte sich langsam ein Baum. Die Zweige mit ihren filigranen hellgrünen länglichen Blättern, bildeten mit den Jahren eine volle Krone. Im Juli sind sie mit zitronengelben Glocken übersät, denen ein intensiver Parfumduft entströmt.  

 

Bald hatte ich viele Samen und Jungpflanzen an Freunde verteilt, so dass die Pflanze die griechischen Gärten meiner näheren Umgebung erobern konnte. 

CRINUM amabile 

CRINUM amabile (Amarillidaceae) – auch „Sumatra Lily“ genannt, da sie in Indonesien (Sumatra) beheimatet ist. 


Ihre große Zwiebel war ein Geschenk und kam direkt  von der Ostküste Afrikas. In den griechischen Gartenboden gepflanzt, wuchs daraus  eine kräftige Blattrosette, deren Blätter bald hoch standen. Sie bekam so genannte  „Kindel“, die ich vereinzelte und damit eine Reihe neuer Gartenpflanzen bekam. 

 

Eines Tages schob sich ein mächtiger Blütenstiel aus dem Blattstamm. Er wurde fast 1 m hoch, um an seiner Spitze in einer Blütentraube mit vielen länglichen weinroten Knospen  zu enden. Diese öffneten sich zu schmale Glocken, die weinrot-weiß gezeichnet waren. Lange dunkelrote Staubfäden vollendeten die Schönheit. Als Schnittblume ins Haus getragen, umhüllte uns ihr schwerer intensive Tropenduft. 

MAGNOLIA grandiflora 

MAGNOLIA grandiflora (Magnoliaceae) – die immergrüne Magnolie, Sie ist die Charakterpflanze der Südstaaten von Amerika. 


Der Samen war schuld. Viel später sollte ich in der Literatur entdecken, dass die Magnolia grandiflora 10 Jahre bis zur Blüte braucht, wenn sie aus einem Samen heran wächst. Es blieb nur das Warten. Letztlich waren 5 Jahre schon vergangen.

 

In dieser Zeit besuchten wir ein Kloster in Kalamata, der Hauptstadt von Messinien. Den Innenhof füllte die riesige Krone einer uralten Magnolie und die Blüten hüllten die alten Klostermauern in ihren Duft. Unsere kaum enden wollenden Worte der Begeisterung, wurden von einer Ordensschwester belohnt, Sie schenkte uns einen Wurzelsteckling und damit einen kleinen Nachkommen der alten Kloster Magnolie. Ich hütete das Pflänzchen lange im Blumentopf, bevor ich es in den Garten pflanzte. Natürlich dauerte es auch hier Jahre, bis dieser Baum Blüten trug.

 

Ein Jahr später bebte die Erde in Kalamata. Das Kloster wurde schwer beschädigt. Ob die riesige Magnolie noch lebt? 

 

In unserem Garten wuchs ein mächtiger Magnolien Baum heran, der stolz das Erbe seiner Vorfahren trägt.  Der fast halluzinogene Duft seiner Blüten zaubert das Bild des alten Klostergartens.

KAMELIEN

GARDENIEN

HORTENSIEN

KAMELIEN, GARDENIEN und HORTENSIEN – werden im Süden in Töpfen gehalten. Ich habe sie in den Gartenboden gepflanzt, wo sie gut gedeihen. Des Rätsels Lösung fand ich später: Pinien überschatten diese Gartenecke seit vielen Jahren. Ihre Nadeln waren in großer Menge zu Boden gefallen, verrotteten dort und zu Humus geworden. Damit fiel der pH-Wert der Erde in den saueren Bereich.  Glück gehabt. 

ERYTHRINA crista-galli 

ERYTHRINA crista-galli (Fabaceae – Schmetterlingsblütler) – der Korallenstrauch, Hahnenkamm- oder Papageischnabel Baum. 


Die Pflanze ist in Brasilien beheimatet und es ist möglich, dass die Spanier sie einst nach Europa brachten. 


Das braune Bohnensamenkorn wuchs zu einem starken rundkronigen Baum. An den Enden seiner oft 2 m langen bedornten Zweige, liegen in langer Reihe die Blütenknospen. Wenn sie sich öffnen, hängen die leuchtend dunkelroten Blüten an ihren Ruten aus der grünen Baumkrone. 

ERYTHRINA caffra 

ERYTHRINA caffra – ein Schattenbaum (Kaffernbäume) aus Südafrika. 

Blutrot lag sein Samenkorn am Verkaufstisch in Amsterdam. Freunde brachten es nach Griechenland. Es sollte für eine große Überraschung sorgen. 


Ein etwa 8 m hoher Baum war heran gewachsen. Sein Stamm und die Zweige trugen große schwarze Dornen. Im Winter verlor er seine Blätter. Plötzlich, es war noch zeitig im Frühjahr, erschienen in dem dornigen blattlosen Astgewirr große orange rote Blüten. Von unten gesehen rund und etwa 40 cm im Durchmesser. Das täuschte, denn sie setzten sich aus mehreren Einzelblüten zusammen. Ein Hauch der Tropen, eine Blüte aus einer fernen Pflanzenwelt, so schwebten sie hoch oben unter griechischem Himmel. 

 

Wie unermesslich der Schmerz, als ein Sturm den Baum bis in die Wurzel spaltete. Es gab keine Hoffnung, er  musste geschnitten werden. Sein Geschenk sammelte ich vom Boden auf: Viele blutrote  Samenkörner! 

THUNBERGIA grandiflora 

THUNBERGIA grandiflora (Acanthaceae) – ein immergrüner Schlinger aus Indien. 

Leider bleibt die Pflanze in unserem Klimabereich nicht grün. Die Blätter werden im Winter braun und oft stirbt die Pflanze auch bodeneben ab. Als das zum ersten Mal passierte, da trauerte ich. Doch siehe da, meine Thunbergia trieb erneut aus dem Wurzelstock!   

 

Wenn man sie lässt, schlingen ihre Triebe recht bald wieder bis in hohe Baumkronen. An den herabhängenden Girlanden reihen sich die Trauben großer hellblauer Blüten. Manchmal reifen auch Samenkapseln aus. 

HEDYCHIUM gardnerianum 


HEDYCHIUM gardnerianum (Zingiberaceae) – Der Zieringwer stammt aus Nepal, Pakistan und dem Ost Himalaja. dem Himalajagebiet und Südasien und wird auch KAHILI Ginger oder gelber INDIAN Ginger. 

 

Ihre Samen waren aber einst aus Australien gekommen, Sie keimten leicht und wuchsen rasch zu stattlichen Pflanzen. Bald sprengten ihre Rhizome die Blumentöpfe. 

 

Im Gartenboden entwickelten sich mächtige Horste mit großen saftigen grünen Blattstielen, die so durch unseren Winter gehen. Mit Frühlingsanfang aber werden sie welk und sterben ab. Wenn die Wärme wieder kommt, dann treiben sie aus ihrem Rhizom neu. 

 

Nur in Büchern hatte ich ihre wundervolle Blüte gesehen. Jetzt war es soweit, die Wirklichkeit stand hier:  Etwa im August zieren die goldgelben hohen Ähren, Blütenstände in zylindrischer Form, wo die stark duftenden Blüten dicht an dicht sitzen und sich langsam von unten nach oben öffnen. Ihre langen rot herausragenden Staubfäden vollenden die Schönheit.  Wasser ist der Pflanze Lebenselixier. 

 

Im Spätherbst entwickeln sich in den Blattachseln die Früchte. Es sind größere grünliche Beeren, die sich gelb verfärben. Beim Aufplatzen zeigt sich eine orangerote Innenhaut, die mehrere feuerrote Samenkörner frei gibt. Oft ist der Ansatz sehr reich, aber nicht immer.    

HEDYCHIUM coccineum 

HEDYCHIUM coccineum – „Scarlet Ginger Lily“ oder roter Kahili Ginger. 

 

Die Pflanze wächst gleich ihrer gelben Schwester, doch ist sie in Blättern und Blüten zarter gebaut. Die Blütenähren, mit den vielen kleinen korallenrot gefärbten Blüten, sie sind schmaler und ihre Blütenzeit etwas früher. 

ALPINIA zerumbet 

ALPINIA zerumbet (Zingiberaceae) – auch „Shell-Ginger“ und Muschelingwer genannt. Diese Rhizomstaude stammt aus den lichten Wäldern des tropischen Asien. 

 

In unserem AGRILIS Garten ist die hohe Blattstaude immergrün. Sie steht hier seit vielen Jahren und kein noch so kalter Winter konnte ihr etwas anhaben. 

 

Im Juni schiebt sie ihren Blütenstand, auf dem mehrere weiße, doch rosa geränderte wachsartige Blütenknospen erscheinen.   Daraus entwickeln sich die gelblippigen Blüten mit rot gesprenkeltem  Schlund, die ihren Duft verströmen.

 

Interessant war eine Beobachtung: Bei einem Freund stand die Pflanze in voller griechischer Sonne. Ihr Blattwerk war  g e l b , doch ihr Blütenstand glich dem der Tropen, eine lange hängende Blütentraube! 

Bei uns steht sie im lichten Schatten der Bäume. Das Blattwerk ist t i e f g r ü n , doch die Blütentrauben eher klein. 

PASSIFLORA caerulea 

PASSIFLORA caerulea (Passifloraceae) – die blaue Passionsblume. Der Blütenaufbau wurde mit den Leiden Christi interpretiert, woraus sich der Name ableitet. 

 

Die Familie der Passifloraceae zählt etwa  500 Arten -  immer noch findet man neue – und ist außer in Europa und der Antarktis weltweit verbreitet. Die meisten Arten kommen aus Südamerika, China und Südasien.

 

Ich wusste wohl, dass sie eine Liane ist, die mit Hilfe ihrer in den Blattachseln stehenden Ranken klettert, auch, dass sie das sehr flott kann. Wir wollten rasch ein Blätterdach über unsere Pergola.

 

Aus Wien kam eine kleine Pflanze im Blumentöpfchen. Sorgsam gepflanzt und lange Zeit gehegt und gepflegt, rührte sich nichts. Der Klimaschock ? Irgendwann gaben wir auf und pflanzten eine Bougainvillea nebenan. Siehe da, jetzt kam plötzlich Bewegung in das Wachstum unserer „Wienerin“. In der Folge hatte sie es überaus eilig und umklammerte jeden Halt, den sie nur erreichen konnte. Bald bestaunten wir ihre orange farbigen Früchte, die im dunkelgrünen Blattwerk leuchteten. Die schwarze Holzbiene hatte ganze Arbeit geleistet.  Wir freuten uns über den guten Schatten, den Passiflora und Bougainvillea als gemeinsames undurchdringbares Dickicht nun gaben. Unser Plan war perfekt aufgegangen. Dachten wir. 

 

An einem schönen Frühlingstag krachte es gewaltig. Die Pergola war unter dem Gewicht der Pflanzen zusammengebrochen und alle Herrlichkeit war Geschichte.  Die Aufräumungsarbeiten zogen sich hin. Von der herrlich blühenden Bougainvillea  blieben nur drei nackte Stämme übrig. Obwohl die Wurzel der Passiflora ausgegraben wurde, hatte die Pflanze längst für ihre „Unsterblichkeit“  gesorgt. Ihre Samen waren überall hin verteilt worden. Sie hat unseren Garten bis heute fest im Griff.

 

In den kommenden Jahren führte sie uns ihre Talente vor. Mit Vorliebe umschlang die Passiflora die Orangenbäume. Unbemerkt wurde sie im Dickicht zum Baum, der seine Lianen 5-6 m hoch in das Geäst anderer  schickte. Wir liefen ihr praktisch hinterher und rodeten was zu finden war. Aussichtslos. Noch heute „bewundern“ wir von tief unten ihr „Ränkespiel“ in der hohen Zypresse!

PASSIFLORA edulis – Maracuja Purpur Granadilla aus den tropischen Regionen von Südamerika. 

Griechische Freunde, die in Südafrika zu Hause waren, machten in Agrilis Ferien. Erstaunt, was so alles in unserem Garten wachsen und gedeihen konnte, erzählten sie mir von ihrer Maracuja Frucht in Südafrika. Sie schwärmten vom Geschmack und ihrem Aroma.  Schon kleine Mengen geben Getränken und Obstsalaten eine exotische Note.
 
So erhielt ich Samen aus Südafrika, baute sie an und hatte bald wunderschöne Pflanzen. Ihre Blätter waren glänzend groß und unterschieden sich gewaltig von unserem  „Passiflora Quälgeist“. Die Blüte war weniger auffallend als ich erwartet hatte. 
 
Dann kamen die Früchte. Die Pflanze rankte an einem Zaun und so konnte ich jede Frucht gut sehen. Ich schnitt die ersten rotbraunen hartschaligen Kugeln auf und fand viele Kerne, die von   einer gallertartigen Masse ummantelt waren. 
Doch wo war der Saft?
 
Erfinderisch löffelte ich den Inhalt einiger Früchte in ein Haarsieb. Beim Drücken und Pressen rann ein wenig Saft in das Glas. Der Geruch war sehr intensiv und fremd. Der Geschmack gewöhnungsbedürftig. Ein Entsafter wäre vielleicht die Lösung gewesen, wenn, ja wenn nicht am nächsten Tag etwas ganz Gemeines passiert wäre.
 
Unser Nachbar, der nicht hier wohnte, sondern nur seinen 7.000 m2 großen Olivenhain „Unkrautfrei“ hielt, er spritze mit Sonnenaufgang das Herbizid GRAMOXON. Es war hier sehr in Mode gekommen und vielerorts wurde der Blick in die Landschaft „braun“. 
 
Obwohl es unser Zaun war, störte ihn dort der Kletterer, der als Unkraut angesehen und auch so behandelt wurde. Ein Glück nur, dass ich diesen Vorgang rechtzeitig entdeckte, sonst hätte ich meine Früchte auch noch geerntet. Wie bekannt, dauert es nämlich eine Weile, bis die Wirkung des Unkrautvernichters sichtbar wird. Ich war mehr als wütend, doch was half es. Andere Länder, andere Sitten.
 
Aus den zurück behaltenen Samen zog ich neue Pflanzen, die ich an einem sicheren Zaun pflanzte. Aber es sollte nicht sein. Der folgende Winter war der kälteste überhaupt. Keine Pflanze überlebte. Ich gab auf.

PASSIFLORA alata

ACCA sellowiana

ACCA sellowiana (Myrtaceae) – das frosthärteste tropische Fruchtgehölz, auch Ananasguave genannt. Die Pflanze kommt aus Brasilien und besticht durch ihre wunderschöne Blüte. 


Die Früchte sind hier etwa Anfang Oktober reif. Man lasse sich nicht durch ihre Härte täuschen. Quer durchgeschnitten sieht man die gallertartige Mitte, die herausgeschält einen zwar uns unbekannten, doch köstlichen erfrischenden Geschmack hat. Man sagt, ihr Vitamin C-Gehalt sei hoch. Fallen sie vom Strauch, dann sind sie schnell verdorben, das heißt sie werden innen braun und schmecken nicht mehr. Das ist wohl der Grund, warum dieses Obst im Handel keinen Platz bekam. 

Die Marmelade könnte man als „exotisch“ bezeichnen.

BRUGMANSIA (Solanaceae) – die Engelstrompeten, die nicht mit DATURA  - dem Stechapfel – zu verwechseln sind.  Beide Pflanzen sind giftig, wobei die Samen des Stechapfels besonders gefährlich sind. 


Vor mehr als 15 Jahren ging ein Steckholz von Kolumbien nach Wien auf die Reise. Von dort kam es im Briefumschlag hierher nach AGRILIS. Niemand dachte mehr, dass dieses Holz noch wurzeln würde. Und doch ! Seit dem stehen die Sträucher mit den rosa Glocken im Garten, wo sie so einige Frostnächte mit kaum nennenswerten Schäden überlebt haben.

 

Es folgten schneeweiße einfache und gefüllte Glockenblüten, wie eine besondere Sorte, die aprikosefarben als dreifache Blüte an langen Stielen  am Strauch hängt. 

 

Der starke süße Duft der Engelstrompeten verteilt sich in den Abendstunden im ganzen Garten. Tropendüfte !

PARKINSONIA aculeata 

PARKINSONIA aculeata (Leguminosae) – der Jerusalemdorn stammt aus den warmen und trockenen Gebieten von Nord- und Mittelamerika.

 

Ein ganzes Bataillon an Pflanzen wuchs aus Samen heran. Als die Zweige aber ihre „Krallen“ zu zeigen begannen – mit Widerhacken versehene Dornen – verschenkte ich die Sämlingspflanzen bis auf ein Stück, welche dann doch einen Platz im Garten fand. Heute möchte ich diesen herrlichen Baum nicht missen. 

 

Die einzelnen Fiedern seiner Blätter sind so klein, dass hier ein äußerst filigranes Blattwerk erscheint. Ebenso klein sind die abertausend gelben Blüten, an denen ein Blütenblatt einen orange Touch hat. Eine Masse an schwarzen Holzbienen holt sich hier ihren Nektar, was mit  lautem, den Baum umhüllenden, brummigen Summton geschieht.  

PHOTINIA (Rosaceae)

PHOTINIA (Rosaceae) Einzelblüte im Zoom


PHOTINIA (Rosaceae) – die Lorbeer- oder Glanzmispel.

Eigentlich ein Baum, den ich nicht so recht im Garten haben wollte. Da er aber ein Geschenk aus Kalifornien war und als besonders schöne Sorte angepriesen wurde, pflanzte ich ihn. Ich habe es weiß Gott nicht bereut.

 

Sein feuerroter Neuaustrieb im zeitigen Frühjahr und die später folgende Blüte, deren Einzelblüten mich immer wieder zur Kamera greifen ließen, machten diesem Kalifornienbaum alle Ehre. 

CORDYLINE australis (Agavaceae) 

CORDYLINE australis (Agavaceae) – ist in Neuseeland beheimatet. Sie gehört weder zu den Yuccas, noch ist sie eine Palme.

 

Ihr Blumentopf stand zwischen vielen anderen. Um welche Pflanze es sich hier handelte und woher ich sie hatte, „Blackout“. Gepflanzt wuchs sie rasch heran und langsam begann ich sie zu erkennen. Ihre mächtigen Blütenstände faszinierten. 

LATANA camara Hybriden

LATANA camara Hybriden (Verbenaceae) – das Wandelröschen.
Ein Unkraut der Tropen und Subtropen.  Wie wahr ! 


Wahrscheinlich werden die Samen der Pflanze durch Vögel oder Nagetiere im Garten verteilt. Plötzlich ist sie da, an den unmöglichsten Plätzen.

Besonders leicht in ihrer Selbstaussaat scheinen die rosa bläulichen und die gelb rosa Sorten zu sein. In dieser Situation zögere ich natürlich, mir noch andere Farbsorten in den Garten zu holen, so schön ihre Blüte auch ist.

TECOMA stans (Bignoniaceae) – die Gelbglocke oder der gelbe Trompetenbusch aus Mittel- und Südamerika. 

 

Seine Blütenstände mit mehreren reingelben Glocken duften stark. Leider ist der Strauch recht kälteempfindlich und musste immer wieder stark zurück genommen werden.

Ganz anders hingegen:

TECOMA smithii. 

TECOMA smithii. 

TECOMA smithii. 

Ihren Samen sammelte ich einst an einem mächtigen Baum auf MALTA. Wohl fiel mir später die Blütenähnlichkeit mit T. stans auf, nur hier waren die Glocken im Inneren mit kräftigen orangen Strichen gezeichnet. Auch war ihre Blüte viel üppiger und die Frostverträglichkeit perfekt. 

 

Wieder einmal vergingen Jahre, bis ich einen Namen zu dieser Pflanze fand. Ihre Abbildung in einem australischen Samenkatalog verriet sie. 

 

Heute freuen sich viele Gartenbesitzer mit mir über die reiche und kräftig gelbe Blüte im zeitigen Frühjahr. 

SOLANUM wendlandii (Solanaceae)

SOLANUM wendlandii (Solanaceae) – „Costa-Rica-Nachtschatten“ oder „Kartoffelwein“. Die Pflanze ist in Costa Rica beheimatet und lebt in den Gebirgen Mittelamerikas. 

 

Sie kam als kleine Stecklingspflanze aus Wien. Ich glaube, aus dem PALMENHAUS kam das Geschenk. Mehrmals wechselte sie ihren Platz im Garten und immer wieder froren ihre Triebe im Winter bis zum Boden ab. Der Wurzelballen aber trieb wieder neu. Um dem Risiko eines totalen Verlustes zu begegnen, schnitt ich schon im Herbst neue Stecklinge. Sie wurzelten und gingen im Blumentopf an einem vor Frost geschützten Platz in den Winter. 

 

Der Mutterstock ist nun gute 10 Jahre alt geworden und keiner der oft recht kalten Winter konnte ihn total vernichten. 

 

Die Blüte beginnt im Juli und reicht bis in den späten Herbst. An oft 20 cm breiten Blütenbüscheln erscheinen die viele großen lilablauen Blüten, die an den Enden der mit hackenartigen Stacheln versehen Zweige stehen. 

Anfassen auf eigene Gefahr ! 

SOLANUM rantonnettii 

SOLANUM rantonnettii – der blaue Kartoffelbusch aus Südamerika ist leicht aus Samen zu vermehren. Seine Blüte duftet fast das ganze Jahr. Sich selbst überlassen, ich ließ ihn gewähren, kann die Pflanze zur Hecke wachsen. Mit etwas Geduld kann man sie zum Bäumchen formieren. 

 

Aus meinem Samenanbau wuchsen Pflanzen mit hellen und auch mit dunkel blau violetten Blüten. 

PYROSTEGIA venusta (Bignoniaceae)

PYROSTEGIA venusta (Bignoniaceae) – der Flammenwein aus Südamerika. 


Diese Pflanze zählte mit zu den ersten Topfpflänzchen, die aus Wien kamen, wo sie liebevoll aus einem Steckling groß gezogen wurden. Im Garten von Agrilis fanden wir einen Platz an der Mauer des kleinen Geräteschuppens besonders günstig. Bald bekam sie aber Konkurrenz, denn der Efeu begann das Terrain zu erobern. Ich ließ ihn gewähren, da er mit seinem massiven Blattwerk ein guter Winterschutz für meine Südamerikanerin war. 

 

Heute ist das Häuschen vollkommen im Efeu verschwunden. Nicht so die leuchtend gelborange Blüte unserer Tropenpflanze. Ihre zarten Triebe finden immer wieder einen Weg, dem Efeu zu entschlüpfen. Und das 20 Jahre lang.   

BEAUMONTIA grandiflora 

BEAUMONTIA grandiflora (Apocynaceae) – Heroldtrompete oder Osterlilienwein gehört zu den Giftpflanzen und ist im Norden Indiens und in Nepal heimisch. 

 

Diese Pflanze entwickelte sich im Garten zur Dschungelpflanze.  Überdurchschnittlich große dunkelgrüne Blätter stehen an den kräftigen und alles erobernden Trieben. Die Blüte ist ein Traum. An Engelstrompeten erinnernd, stehen diese weißen großen Glocken aber in Horsten zusammen und verströmen einen intensiven Duft.

 

Es hat sehr lange gedauert, bis aus dem Samenkorn eine solch wuchtige Schönheit wurde. Als Tropenpflanze bekam sie einen sonnigen Standort. Die Blätter wurden laufend gelb und das Wachstum war mäßig. Die Jahre vergingen. Langsam schloss sich ein  Blätterdach über der Pflanze. Ich vergaß sie.

 

Die Beaumontia und unsere Katzen: 

Über viele Jahre hatte unser Haus ein Flachdach. Es war der Lieblingsplatz der Katzen. Ihre Siesta störte dort oben niemand. Die Äste hoher Baumkronen gaben Schatten. Immer mehr wurde das Dach zum Katzenhaus umfunktioniert. 

 

Das Ablaufrohr für Regenwasser mündete im Gartenboden. Die Pflanzgrube der Beaumontia war nahe. Hatte sie so eine tüchtige Portion Naturdünger bekommen?  

 

An einem strahlenden, aber doch noch recht frischen Frühlingsmorgen, erblickte ich hoch oben in der Atlaszeder ein großes weißes Blütengebilde. Träumte ich? Was konnte das nur sein?  Im Zoom des Fotoapparates sah ich die Prachtblüte der Beaumontia, die ich bis dahin nur aus Büchern kannte.

 

Heute ist guter Rat teuer. Ihre Triebe schieben sich wie Schlangen durch und über alle Bäume. Sie sind keine „Würger“ und werden nun an vielen Stellen ihre prachtvollen Blüten zeigen. So lasse ich die Pflanze erstmal gewähren.  

STROPHANTHUS speciosus (Apocynaceae) – ist in Zimbabwe beheimatet, eine immergrüne Waldpflanze, die auch im tropischen Afrika verbreitet ist. Der Strauch, dessen Triebe in späteren Jahren auch schlingen, gehört zu den Giftpflanzen. Seine Substanzen werden in der Medizin genutzt.

 

Bei den Samenanbietern Australiens konnte man schon vor vielen Jahren Samen seltener Pflanzen finden. Das machte neugierig. Erfreulich war, dass der Samen der mir unbekannten Pflanze leicht keimte und sie bald in griechischer Erde problemlos wuchs. Die Minusnächte der Wintermonate ignorierte sie.

 

Die Einzelblüte wurde in ihrer Extravaganz zum Highlight. In ihrer vollen Blüte überzogen diese eigenartigen Gebilde der Natur einen hohen Busch. Eine Beschreibung ist schwer möglich, daher lasse ich die Fotografie sprechen.

 

Eine Überraschung waren die Samenkapseln, die im Spätwinter reiften und dann eine große Menge an Samen frei gaben. Wie in dieser Pflanzenfamilie üblich, trugen auch sie einen seidigen Flugapparat.    

 

Für die alljährliche „Raritäten Börse“ des Belvedere Garten in Wien waren sie ein „Zuckerl“! Die Nachfrage überstieg leider das Angebot. So muss die nächste Ernte abgewartet werden. 

PAVETTA lanceolata (Rubiaceae) 

PAVETTA lanceolata (Rubiaceae) – der Waldbrautbusch aus Ost- und Südafrika. Die Pflanze mit ihrer schneeweißen Blüten Kugel, die aus vielen kleinen Blüten zusammengesetzt ist und durch die herausragenden Staubfäden besticht, ist eine Rarität. 


Wie kam  sie wohl nach Agrilis ? Eine etwas längere Geschichte, in der meine Wiener Freunde wieder die Hauptpersonen sind. Der Besuch eines Botanischen Gartens in England: Hinter vielen Pflanzenherrlichkeiten versteckt, entdeckten sie die zauberhafte Blüte einer unbekannten Pflanze. Niemand sah es, schnipp, der Steckling war ab. Noch nach Jahren plagte uns alle das schlechte Gewissen!

 

Der Winzling wuchs unter fachkundiger Pflege zur kleinen Pflanze. Der jährliche Zuwachs war im Blumentopf sehr gering. Man konnte aber ihre Pflanzenzugehörigkeit finden und war glücklich. Dieses Kleinod musste nach Griechenland gebracht werden.

 

Auch im Süden wuchs die Pflanze recht langsam, doch sie wurde mit den Jahren ein Strauch, der uns jedes Jahr mit seiner Blüte erstaunt. Unsere Winter waren für die Pflanze kein Problem.

 

In einer Wiener Wohnung wuchsen noch zwei Geschwister heran. Natürlich waren sie im Wuchs viel kleiner geblieben, doch auch sie blühen jedes Jahr.

ASCLEPIAS curassavica 

ASCLEPIAS curassavica (Asclepiadaceae) – die Seidenpflanze aus Südamerika. 

Woher die ersten Samen kamen, das kann ich heute nicht mehr sagen. Nur, einmal ausgepflanzt, war sie in den kommenden Jahren überall im Garten zu finden. Ihr seidiger Flugapparat half ihr bei diesen Reisen. Die Blüte war klein, doch von großer Leuchtkraft ihr Rot und Gelb. 

 

Ihre Verbreitung wurde in den folgenden Jahren durch den Einsatz der Motorsense stark reduziert. Leider, denn ich sollte folgendes erfahren: 


 

Der MONARCH Schmetterling, der in schwarz orange zu den schönsten zählt, benötigt die Seidenpflanze als Futterpflanze für seine Raupen, die ebenfalls eine sehr auffallende Färbung haben: gelb-weiß-schwarz gestreift. Für alle Tiere ist ihr Milchsaft giftig, nur für den MONARCH nicht. So kann er sich vor Fressfeinden schützen. 

 

Wen wundert es, wenn sie sich so geschützt stark vermehren können. Millionen oder mehr sollen es sein. Die Natur baut vor. In der 6. Generation muss die Population für ihren 4.000 km langen Flug von Nordamerika nach Mexiko gerüstet sein. Für die Hürden aber, die ihnen der Mensch aufbaut, haben sie nichts entgegen zu setzen.  

 

Inzwischen ist dieser auffallende Schmetterling schon in Europa aufgetaucht. Auch aus Griechenland gibt es Meldungen.

Ob ich diesen herrlichen Schmetterling mit dem vermehrten Anbau von ASCLEPIAS currassavica und tuberosa in unseren Garten am Südwest Peloponnes locken werde können? 

 

PLUMERIA rubra – „Frangipani“

Der Legende nach kreierte ein Mann mit Namen FRANGIPANI im 12. Jahrhundert in Italien  ein Parfum, das die Damen der damaligen vornehmen Gesellschaft besonders verführerisch fanden. 

400 Jahre später entdeckten die frühen Einwanderer der Karibik ein Gewächs, deren Blüten ein ähnlicher Duft entströmte. 

(aus dem Buch „Die Blumen der Welt“) 


Den Eindruck einer einmaligen Pflanze machte mir der grüne blattlose Stab ja gerade nicht, als er mir vor einer Reihe von Jahren als große Besonderheit von meinen Wiener Freunden in die Hand gedrückt wurde. 

 

Doch dann erinnerte ich mich. Hatten nicht die kleinen Pflänzchen, die vor vielen Jahren aus Kolumbien gekommen waren, so ähnlich ausgesehen?  Ebenso die Samenpflanzen, die damals recht groß wurden und manche ihre weiß-gelben Wachsblüten zeigten ?  Ihr Leidensweg war mir noch gut in Erinnerung. 300 Pflanzen standen in einem nicht beheizten Gewächshaus aus Nylon. Die meisten Wintertage waren sonnig und warm. Wir dachten damals, wir hätten das Überwinterungsproblem gut gelöst. Leider, dem war nicht so. Das Gegenteil war eingetreten, denn am Ende des Winters standen wir vor der vollen Katastrophe.   Alle Pflanzen waren bis in den Stamm verfault. 

 

Das besondere Erlebnis aber war, dass ich die erste Blüte der Plumeria rubra, dem Frangipani, in Agrili gesehen und gerochen hatte. Denn: Im sommerwarmen Haus entfalteten die Blüten ihren vollen starken Duft. Während meine Sinne darin eintauchten, dachte ich: „Wie sehr muss Lucrecia Borgia diesen Duft geliebt haben!“ 

 

Also, pflanzte ich das Steckholz „Monster“ an einen besonderen sonnigen und heißen Platz. Ein neuer Versuch konnte beginnen. Wohl warnte mein Gefühl, doch ich wollte es wagen. 

 

Bis zum Winteranfang war das „Holz“ ein kleiner Baum geworden und ich hoffte so sehr, dass dieser Winter ohne Frosttemperaturen vorüber gehen würde. Doch diesen Gefallen tat er mir nicht und mein schönes Bäumchen war gewesen. Sein Stamm war bis in die Wurzel verfault. Ich hob die Hände und gab auf.

 

Dann erhielt ich Samenpäckchen aus Hawaii. Die darauf abgebildeten Frangipani Blüten und ihre Farben entzündeten meine Fantasie neu. Sollte ich noch einen Versuch starten? Gut, aber diesmal nicht ohne ein Wissen im Detail. 

Ich hatte Glück:


PLUMERIA SOCIETY

Die PLUMERIA SOCIETY in Texas war bekannt geworden. Freunde von dort schickten mir die ersten Unterlagen. Einen Computer hatte ich damals leider noch nicht, so schrieb ich Briefe  und wurde Mitglied. 


In der Folge bekam ich ein kleines Büchlein, das Frau Thornton, ein Gründungsmitglied der PSA, schon 1978 zur Pflege der Plumeria in kalten Klimabereichen herausgegeben hatte.

 

Gleich mit den ersten Zeilen klärte sie das Überwinterungsproblem. Nicht der Frost hatte meine Pflanzen auf dem Gewissen, sondern die Ruhezeit der Pflanze, die bei uns in den nassen und kalten Winter fällt.

 

Und hier war ihr Tipp: 

Man nimmt die Pflanze mit beginnender Kälte aus dem Gartenboden oder dem Blumentopf, schüttelt die Erde aus den Wurzeln und lässt die Pflanze etwas trocken liegen. Jetzt fallen die Blätter ab. Umwickelt mit Zeitungspapier, können wir sie nun trocken, kalt  (frostfrei) und dunkel aufbewahren. 

 

In der Botanik findet man die Erklärung:

Die Pflanze ist charakteristisch für tropische Trockenwälder. Diese  Gebiete haben ausgedehnte Regen- und Dürrezeiten.

Die Trockenzeit liegt in den ariden Wintern, die über 5 Monate anhalten können.

Die Vegetationszeit ist durch hohe Niederschläge geprägt (700-1000 mm).

Am Naturstandort werden die Blätter als Schutz vor dem Austrocknen abgeworfen. In der nächsten Regenzeit treiben sie wieder neu.

 

Das war also „der Dreh“ – gewusst wie!

 

Mit der Zeit wuchsen meine Frangipani im Kübel zu Bäumen.  An ein Herausnehmen war nicht mehr zu denken. Wie sollten sie über den Winter kommen? Die Lösung war, die Töpfe mit Beginn der Kälte vor Regen zu schützen. Die Erde musste austrocknen. Wenn die Blätter fielen, dann war die Zeit für den Rückschnitt gekommen. Der musste sein, damit die Bäume im nächsten Jahr nicht allzu „kopflastig“ wurden und auch nicht bei jedem Windstoß umfallen konnten. Mit der Säge ging ich ans Werk. Jetzt war der weiße milchige und giftige Saftstrom schon stark gehemmt. Die Teilstücke wurden verwahrt und werden im nächsten Jahr zu neue Pflanzen heran wachsen. 

 

Große Pflanzen können in unserem südlichen Klima im Freien überwintern, wenn ihre Pflanzballen trocken sind und sie vor Regen geschützt stehen. Einige Frostnächte schaden so der Pflanze nicht. Wäre die Erde nass, dann würde die Pflanze abfaulen.  

 

Sicher, es hat eine gute Weile gedauert, bis ich mit dem „Gewusst wie“ zu Recht kam. Jetzt kann ich ihre Blüte erst richtig genießen. Aber, unbescheiden wie der Mensch ist, würde ein wenig Hawaii Klima den Blütenreichtum wahrscheinlich steigern.

 

Die Plumeria Blüten erlangten mit  den Blumenkränzen aus Hawaii Weltruhm. Aber erst 1860 kamen die ersten Pflanzen nach Hawaii.  Man nimmt an, dass sie aus den alten Beständen von Mexiko stammten. Über Generationen wurden sie weiter gezüchtet, um später im Blumenkranz ihren „Platz an der Sonne“ einzunehmen.

 

1552 schrieb ein spanischer Priester die Legenden der einheimischen Pflanzen in Mexiko auf. Diese Niederschrift ist als „Badianum Manuskript“ bekannt. Hier fand man die erste farbig gemalte Abbildung unserer heutigen Plumeria.

 

Die Azteken nannten sie CACACOXOCHITL. Sie wussten um die Giftigkeit der Pflanze und verwendeten sie in ihrer Medizin.

Es war die heilige Pflanze ihrer Tempel.

EUPHORBIA pulcherima (Euphorbiaceae)

EUPHORBIA pulcherima (Euphorbiaceae) – der „Weichnachtsstern“. 

Heute gibt es über 100 verschiedene Sorten, die in vielen Farben und Formen zur Weihnachtszeit in Millionenstückzahlen im Handel sind. 


Leuchtend rot sind die Hochblätter der Naturform, deren Heimat im tropischen Mexiko und Guatemala liegt.

Die Azteken nannten die Pflanze „Cuitlaxochitl“ – die Sternblume. 

In Chile und Peru wurde sie zur „Krone der Anden“.

 

Der volkstümliche Name „Poinsettia“ (die Schönste) hat die Pflanze dem 1. US- Botschafter in Mexiko – Dr. Joel Roberts-Poinsett – zu verdanken. Er verschickte 1828 die ersten Pflanzen in die Vereinigten Staaten.

 

Meinen „wilden“ Weihnachtsstern fand ich vor vielen Jahren auf der Insel Kreta. In manchen Gebieten ist das Winter Klima so mild, dass die Pflanze dort als hoher Strauch mit üppiger Blüte durch die kalte Jahreszeit geht.

 

Auch in Agrilis erreicht unser Weihnachtsstern jedes Jahr mehr als 3 m und die intensive rote Farbe seiner Hochblätter leuchtet im frischen Grün des Spätherbsts. Unsere Frostnächte aber „kürzen“ jedes Jahr auf das Bodenniveau.  

SCHOTIA brachypetala

SCHOTIA brachypetala (Fabaceae, Johannisbrotbaumgewächs, Unterfamilie Caesalpinioideae) – deren natürlicher Standort im südlichen Afrika liegt.  Man nennt diesen kleinen Baum auch „Tree Fuchsia“ und er wird wegen seiner Anspruchslosigkeit an Boden und Wasser in heißen Gegenden hoch geschätzt.

 

Als ich meine Samen, die ich aus Südafrika bekam, anbaute, war über diese Pflanze so gut wie nichts bekannt. Später wuchs sie an zwei unterschiedlichen Plätzen im Garten. Lange Zeit tat sich nichts. Der kleine Strauch wurde nur sehr langsam größer.

 

Aber eines Tages mussten sie ja kommen, die Blüten, von denen unter uns niemand wusste, wie sie letztlich aussehen werden. 

 

Dunkelrot leuchtend glänzten sie in Büscheln, die direkt am Stamm entsprangen. Tatsächlich, ein kleiner Blütenbaum, der in heißen und trockenen Landschaften Aufsehen erregen musste. 

 

Das zweite Bäumchen hat bis heute nicht geblüht. Die Schuld trägt mit großer Wahrscheinlichkeit der Schatten, den hohe Bäume dort verursachen.

PLEIOGYNIUM cerasiferum (Anacardiceae) – die Burdekin Pflaume. So  wird ihre  Frucht aus Queensland genannt.

 

Ich erhielt einen großen Kern aus Australien, der mit einem Pfirsichkern Ähnlichkeit hatte. Das Phänomen seiner Keimung war einmalig. Es stießen viele Keimlinge zur Oberfläche vor. Später trennten sie sich selbst von dem Mutterkern und ich konnte sie einzeln pikieren. Jeder Kern hatte mindestens 10 Keimlinge, oft mehr. 

 

So nahm ich einen Kern aus dem Saatbett, um nachzusehen, was hier vor sich ging. Aus jeder Vertiefung des Kernes kam ein Keimling. Seine neue Wurzel ging in das Erdreich, doch mit dem Mutterkern blieb er noch eine Weile verbunden. 

 

Später pflanzte ich mehrere Bäume in den Garten. Ein neuer Obstbaum, bei dem keine Krankheiten bekannt waren, konnte nur eine Bereicherung werden, dachte ich.

 

Und -  es kommt immer anders als man denkt. Die Bäume wurden schnell sehr groß und nicht alle fruchteten. Die Frucht an sich war eine herbe Enttäuschung. Ein Kern in der Größe einer Nuss, der nur etwa 3 mm Fruchtfleisch trägt. Der Geschmack ? Na ja, nicht aufregend, eher fade. Dazu kommt die Frage, ob diese Wildfrucht auch wirklich genießbar ist? Gekostet habe ich sie wohl und negative Folgen gab es keine.

 

PSIDIUM Guave (Myrtaceae) - aus Mittel- und Südamerika.

Ich habe dieses Obstgehölz aus Samen groß gezogen.

 

P. cattleianum hat schmackhafte kleine Früchte, aber leider viele holzige kleine Kerne. Die Pflanze wird ein kleiner Strauch.

P. guajava trägt im Herbst birnenförmige Früchte. Nur, wenn der Spätherbst noch warm und trocken ist, dann reifen sie zu voller Größe. Der mittlere Teil der Frucht ist breiig und süß, doch wieder  mit vielen harten Kernen durchsetzt. Das äußere Fruchtfleisch ist härter und säuerlich. 

 

P. beaumont ist eine kleine Frucht mit gelber Schale und rosa Fruchtfleisch, das recht süß sein kann.

 

Alle drei Arten sind aber nicht ganz frosthart. Eigentlich schade, denn sie haben keine Blattkrankheiten und keine Fressfeinde.

Ihre Früchte haben leider auch ein Manko, sie führen zur Verstopfung. Doch eine oder zwei Früchte am Tag, die kann man ruhig genießen.

 

PANDOREA jasminoides 

PANDOREA jasminoides (Bignoniaceae) – stammt aus dem Norden von South Wales und Queensland in Australien. Sie ist eine winterharte immergrüne Kletterpflanze der subtropischen Küstenwälder und des Trockenwaldes.

 

Ihre Samen kamen vor vielen Jahren aus Australien. Heute klettern ihre Triebe in der großen Krone der Bauhinia variegata. Sie greift sich die Äste am Weg zur Sonne. Blüht die Bauhinia im Frühjahr, kommen die Blüten der Pandorea jasminoides im August.

 

 

 

PODRANEA ricasoliana 

PODRANEA ricasoliana (Bignoniaceae) – der rosa Trompetenwein oder „Zimbabwe Creeper“ stammt aus Südafrika.

 

Diese  Pflanze lässt sich leicht aus Samen vermehren. Schnell schickt sie ihre Triebe nach Halt suchend in die Länge. Ich konnte ihr kein Gerüst bauen und so nahm sie die Äste der nebenan stehenden Bäume zur Stütze. Nach dem Motto „immer vorwärts dem Licht entgegen“ erreichten ihre Lianen eine hohe Baumkrone nach der anderen. An den Enden der langen Zweige entstehen im frühen Herbst die großen rosa Blütentrauben. 

PETREA volubilis (Verbenaceae)

PETREA volubilis (Verbenaceae) – auch Purpurkranz oder Sandpapierwein genannt. Der tropische Schlinger ist in der Karibik und Südamerika beheimatet. 


Wie die Einleitung es  sagt, eine Tropenpflanze. Würde sie mit unserem mediterranen Klima einverstanden sein ? 

 

Die Kuriosität lag darin, dass die Pflanze in einer Wiener Wohnung das Licht der Welt erblickte. Ihr Samen war weit gereist. Unter sachkundiger Pflege entwickelte sich eine gesunde Pflanze, die von meinen Wiener Freunden nun hierher in den Süden gebracht wurde. 

 

Unser unbeheiztes Nylongewächshaus schien für die Überwinterung nicht gerade ideal, doch es bot in der kältesten Zeit einen gewissen Schutz. Zu unser aller Erstaunen nahm die Pflanze das Angebot an und entwickelte sich gut. Später. als das Nylon dann fehlte, störte auch dies ihr Wachstum nicht. Zeitig im Jahr schickt sie uns ihre Blüten, deren Mitte dunkelblau und die Blütenblätter hellblau leuchten. Blütentrauben wurden es leider nie. Wahrscheinlich steckt ihr die Winterkälte bei solch frühem Blütenschub  zu sehr in den Zweigen. 


Zu den „Schönsten der Schönen“ aus Südafrika und Australien gehören BANKSIA und LEUCOSPERMUM aus der Pflanzenfamilie der Protaceae. 

 

Man kann nicht alles haben. Unser extrem kalkhaltiges Gießwasser und eine Gartenerde, die nicht sauer und sandig genug ist, machten einen dicken Strich durch meine Anbauversuche.

 

Nur einige GREVILLEA Arten waren die große Ausnahme.  

GREVILLEA robusta (Protaceae) rosmarinifolia

GREVILLEA robusta

GREVILLEA robusta (Protaceae) -  die Australische Silbereiche wuchs zu einem stattlichen Baum. Ihre an Haarbürsten erinnernden Blütenstände leuchten orange gelb aus dem spiegelnden, zarten grünen Blattwerk. 

GREVILLEA deltoides und myrtifolia, die in kleinen Töpfchen aus Italien kamen, wachsen heute in Gesellschaft der Kamelien im Gartenboden. Ihre Blüten sind Kunstwerke der Natur.  

PALMEN durften in unserem Garten natürlich nicht fehlen. 

Wir, die wir aus Mitteleuropa kamen, wussten, dass Palme und Mittelmeer zusammen gehören. So schien es uns zumindest.

 

In Griechenland kam die Palme für die Gartenbesitzer erst vor etwa 20 Jahren in Mode. Plötzlich wurde sie preisgünstig angeboten und viele Menschen griffen zu.

 

Die PALMEN, die jetzt im ganzen Land gepflanzt wurden, waren PHOENIX canariensis und WASHINGTONIA filifera. Ihre Vorfahren waren schon im frühen 19. Jahrhundert aus Nordafrika gekommen und dienten damals zur Bepflanzung des Königlichen Gartens in Athen. Diese Anlage entstand unter König Otto und seiner Gemahlin Amalia. Der Neon Klassizismus hielt Einzug und die Palmen wurden zum architektonischen Element.
 

Die turmhohen Riesen der WASHINGTONI filifera flankieren unter anderem noch heute die Wege im Königlichen Garten von Athen. 

 

An der französischen und italienischen Riviera, eigentlich rund um das Mittelmeer, gehören die Palmen seit langer Zeit zum Landschaftsbild. 

 

Diesem Bestand droht  heute  G e f a h r  ! 

 

„Was nach Palmen aussieht, da gehen wir auch rein, bohren knapp unter der Erde kleine Höhlen in den Stamm und winzige Löcher in die Blattansätze, wo wir unsere Eier deponieren. Dort, unter dem Schutz des zähen Palmenstammes, wächst unter fröhlichem Verzehr des pflanzliche Innenlebens, äußerlich völlig unbemerkt, unsere neue Maikäfergroße Rüsselkäfergeneration heran.“ 

(kreta-umweltforum.de – online) 

 

Der Rote Palmen-Rüsselkäfer (Rhynchophorus ferrugineus) stammt aus Asien und kam mit unkontrollierten Importen nach Europa. Seit einigen Jahren frisst er sich lautlos durch die Palmen am Mittelmeer und hinterlässt „gebrochene Existenzen“. 

Keine Chemie kann ihn erreichen. 

 

Wie ich im Internet lesen konnte, experimentieren Wissenschaftler an der Universität in Alicante (Spanien) mit Pilzen, die dem Käfer auf natürliche Weise den Garaus machen sollen. 

 

 

In unserem Garten in AGRILIS stehen seit vielen Jahren folgende Palmen: 

 

PHOENIX canariensis – ist eine Fiederpalme, die auf den Kanaren beheimatet ist und so den Namen „ Kanarische Dattelpalme“ trägt. 

 

Als wir vor 20 Jahren auf die Suche nach Gartenpflanzen gingen, stolperten wir über diese Palmenart. Was wir nicht wussten war, dass dieses mengenmäßig große und dazu sehr preisgünstige Angebot das erste seiner Art in Griechenland war. So startete die Kanarische Dattelpalme einen Siegeszug durch das Land, vom Süden bis in den Norden. 

 

Auch ich erstand damals zwei Stück und wir pflanzten sie in das Zentrum des Gartens. Lange überlegte ich, ob der Abstand zwischen ihnen groß genug sei. Heute weiß ich, er hätte größer sein können, denn die Riesen geraten mit ihren Kronen ineinander. 

 

Aber nicht nur mir fehlte zum damaligen Zeitpunkt das richtige Augenmaß. Im ganzen Land sieht man heute riesige Palmen, die zu nahe an Wohnhäusern und auch in zu kleinen Gärten stehen. Man kämpft beim Schnitt mit Akrobatik in beängstigender Höhe,  doch die Palmen werden immer noch höher und höher. Wenn die längste Leiter nicht mehr ausreicht, dann wird guter Rat teuer. 

 

Die Palme hingegen genießt die griechische Sonne, hat keine Boden- oder Wasserprobleme, blüht und fruchtet, dass es eine Freude ist. Zwar sind die Früchte nicht essbar, doch eine Augenweide, Über einen langen Zeitraum hängen die olivengroßen Steinfrüchte in leuchtendem Orangegelb wie auf Perlenschnüren an den vielen strahlenförmig angeordneten Trieben. 

 

Dunkle Schatten stehen über dieser Palmenart. Der Rüsselkäfer findet sie besonders schmackhaft. 

WASHINGTONIA

WASHINGTONIA  Arten - robusta und filifera – nennt man auch die Petticoatpalmen. Ihre trocken gewordenen Blätter legen sich um den Stamm. 

Dieses Erscheinungsbild erinnert an einen Petticoat. In der Natur schützen sie  bei Buschfeuern den Stamm.

 

Kleine schwarze runde Samenkörner keimten. Bald sah ich, dass es Palmen waren. Aber welche, das war die Frage. Mit einem „man wird sehen“ wurde sie in den Garten gepflanzt. 

 

Sie wuchsen rasch, trugen große runde Palmwedel, die in einigen Jahren für einen Schnitt nicht mehr zu erreichen waren. Ihre Krone war mächtig geworden und dann schob sie ihre langen peitschenartigen Blütentriebe. Als sie sich öffneten, sprangen tausende kleiner Blüten heraus und sie hingen in Kaskaden aus dem Blätterdach. Schwer erreichte sie das Teleobjektiv der Kamera. 

 

PHOENIX theophrasti – die europäische Dattelpalme.

 

Die einzige Palme, die in Griechenland in der Natur vorkommt, sie ist im südöstlichen  Kreta zu finden (Vai und Breveli Beach). Sie ist eine endemische europäische Palme, doch leider eine aussterbende Art, die unseren Schutz braucht. Ihre Früchte sind essbar, doch sie sind viel kleiner als die der echten Dattelpalme und nicht so schmackhaft. Die Legende, dass sich ihr Vorkommen auf Kreta in ausgespuckten Kernen arabischer Piraten gründen soll, ist wissenschaftlich nicht haltbar.

 

Vor mehr als 10 Jahren bestaunte ich den abgegrenzten Palmenhain von VAI im Südosten Kretas.. Wir schwammen in der kleinen Bucht und ich sah Palmen, die in mächtigen Horsten wuchsen. Jeder Hauptstamm hatte mehrere Ausläufer. Die Palmen trugen reife Früchte und was lag näher, als einige für einen Anbauversuch zu sammeln.  

 

Die Kerne keimten und wuchsen bald zu stattlichen kleinen Palmen. Sie wurden in den Garten gepflanzt und bildeten ihre Ausläufer. Heute wird dieser Bereich schon durch hohe Bäume beschattet und die Palmen haben wenig Sonne. Einerseits leider, andererseits auch nicht, denn wenn ich an die Größe der Palme in Kreta zurück denke, dann ist es wohl besser, wenn ihr Wachstum etwas eingebremst wird. 

 

Trotzdem, zwei dieser unter Schutz stehenden seltenen Palmen wachsen nun auch in AGRILIS, an der Südwestküste des Peloponnes. 

CARYOTA  maxima „himalaja“ 

CARYOTA  maxima „himalaja“, eine Fischschwanzpalmen-Art, die im Mittelmeergebiet als winterhart gilt. Das Geschenk eines griechischen Palmen-Liebhabers. 

Und tatsächlich. Keine noch so tiefen Frosttemperaturen beschädigten diese seltene Palme. . Schon seit einigen Jahren steht ein hoher Baum im Garten, der sich mit mächtigen „Fischschwänzen“ ausweist. 

 

 

TRACHYCARPUS fortunei – die Hanfpalme. Sie ist in fast ganz China verbreitet, nur ihre Heimat läßt sich nicht mehr genau feststellen. Dort, wo sie in Kultur ist, breitet sie sich wieder in der Wildnis aus, wie das z.B. im Schweizer Tessin beobachtet wurde. Sie hält Fröste zwischen  12 – 17 Grad Minus aus 

 

Eine solche Hanfpalme, ganz klein und schüchtern, reiste vor vielen Jahren recht abenteuerlich nach AGRILIS. Heute steht eine stolze Palme im griechischen Boden. Ihr schlanker Stamm ist dicht in weiche Fasern gehüllt und ihre dünnen Stiele halten riesige runde Palmblätter. Wenn ihre vielen dicken gelben Blütenrispen erscheinen – jedes Jahr ein Stückchen höher – kann man sich an ihrer Schönheit kaum satt sehen.

 

 

CHAMAEROPS humilis – die Zwergpalme aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Auch sie ist eine europäische Palme und weit verbreitet, wie z.B. auf den Kanarischen Inseln. Diese typische Fächerpalme ist mehrstämmig und zweihäusig.

 

Meine Zwergpalme war in ihrer zarten Jugend vor vielen Jahren ein Geschenk gewesen. Lange wartete ich auf die Ausläufer, die da kommen sollten. Noch länger aber auf die zitronengelben Blütenstände, die direkt am Stamm entsprangen. Leider bildeten sich daraus keine Früchte, denn dazu wäre auch eine männliche oder weibliche Pflanze notwendig gewesen. Große Frage: Welches Geschlecht hat meine Palme? 

 

PHOENIX dactylifera – die echte Dattelpalme. 

 

Eines war klar. In unserem Klima würde es nie Datteln zu ernten geben. Aber kaufen konnte man sie, Aus einigen ihrer Kerne wuchsen meine Dattelpalmen. 

ARAUCARIA comnuaris

ARAUCARIA comnuaris, syn. excelsa, die auf Neukaledonien heimisch ist.

Sie ist das „Wahrzeichen“ unseres Gartens. Vor 25 Jahren kam die kleine Tanne aus einem Blumenladen. Sie war das Einstandsgeschenk unserer griechischen Freunde, der „Lebensbaum“ sollte Glück bringen. 


Heute hat dieser in seiner Wuchsform so eigenartige Baum eine Höhe erreicht, die man nur mehr schwer schätzen kann. Sind es 25 m, oder vielleicht mehr? Er überlebte Fröste und starke Stürme. Einmal sogar einen Wirbelsturm, wo andere 30 Bäume flach lagen. In seinen Stamm ist eine Eisenstange eingewachsen, die einst seiner Stütze diente. Seit vielen Jahren klettert der Efeu und hat den Wipfel erreicht. Die dicken Wurzeln dieser Lianen sind dem Riesen heute eine zusätzliche Stütze. Den Vögeln hat der Efeu ein Turmhaus gebaut. Die Amsel trällert ihr Abendlied von der höchsten Spitze.

 

Mit dem Zoom der Kamera entdeckte ich ihre Zapfen. Bei den Herbststürmen fielen ihre vielen Schuppen zu Boden, denn jetzt waren sie reif. Eine holzige massive Konstruktion. Ein zarter Flügelsamen im Inneren.  

PINUS pinaster (Pinaceae) – die Strandkiefer zog ich vor 20 Jahren aus hiesigen Samen groß. Heute sind es mächtige Bäume.

 

Aber: In der griechischen Landschaft sehen wir in den Baumkronen vieler Pinien weiße ballonartige Gespinste. Hier ist der Pinien-Prozessionsspinner am Werk. Die Weibchen dieses Nachtfalters legen ihre Eier an den Zweigen ab. Der Neuaustrieb der Kiefer und ihre Nadeln ist die Futterpflanze der Raupen. Im Gänsemarsch marschieren sie aber auch zu anderen Futterstellen, von wo sie wieder zu ihren Nestern zurückkehren. Die Verpuppung findet im dichten Kokon statt, die miteinander zu großen Gespinsten verwoben werden. Da diese meistens in hohen Baumkronen hängen, ist die Bekämpfung bzw. ihre Entfernung schwierig, wenn nicht unmöglich. Viele der Pinien stehen so schon als „Gespenster“  in der Landschaft. 

 

Irgendwann entdeckten wir die Nester auch auf unseren Bäumen. Als wir die „Prozessionen“ der Raupen am Boden sahen, machten wir ein kleines  Feuer und verbrannten sie. Ebenso einige Nester, die wir erreichen konnten. Es war brutal, doch der Befall ging zurück. 

 

Diese Raupen können auch Menschen und Tieren gefährlich werden, denn sie haben giftige Brennhaare, die sie in der Natur vor Fressfeinden schützen. Nur der Kuckuck verspeist sie ohne Probleme. 

 

PINUS canariensis – die Kanarische Kiefer fällt durch ihre überlangen bläulichen Nadeln auf. 

Ein Samenkorn war von den Kanaren auf den Peloponnes gekommen.

 

PINUS pinea – die italienische Steinkiefer mit ihren als „Pinienkernen“ bekannten Früchten.

In Griechenland werden sie „Koukounaria“ genannt. 

 

Ihre großen schweren runden Zapfen fallen oft wie Bomben aus der Krone. Für die süßen Kerne gibt es Abnehmer aus dem Unterholz. Knackende und schabende Geräusche bestätigen die Qualität und einen guten Appetit. 

 

CYCA revoluta (Cycadaceae) – der japanische Palmfarn, der in der Evolutionsstufe zwischen den Palmen und den Farnen steht. Es gibt ihn in dieser Form schon seit einigen Millionen Jahren und so bezeichnet man ihn als den Dinosaurier unter den Pflanzen. 

Seine Heimat liegt in Südostasien.

 

Seit vielen Jahren wachsen zwei Pflanzen in unserem Garten. Durch die höher werdenden Bäume wechselte ihr Standort aus der prallen Sonne in den Halbschatten, was sich auf ihr Wachstum recht positiv auswirkte.

 

Jetzt wuchs aus der Mitte der einen Pflanze ein mächtiger Zapfen. Einige Jahre später bildete sich an der anderen Pflanze eine Rosette, deren haarige Sporophyllen die korallroten Samen bedecken. Oft werden diese so groß wie Edelkastanien. Im Spätherbst kann man sie heraus klauben und zur Anzucht neuer Pflanzen verwenden. Ich habe es ausprobiert und zugesehen, wie wieder ein kleiner „Dinosaurier“ das Licht unserer Welt erblickte.

 

PINEA abies – die gemeine Fichte ist die einzige in Mitteleuropa heimische Art. 

Da dieses Nadelgehölz als „Weihnachtsbaum im Blumentopf“ die Märkte füllt, kam es auch zu uns in den Süden Europas. 

 

Ich pflanzte die Fichte in unsere griechische Erde und sie wuchs  unter heißer Sonne zu stattlicher Größe und Gestalt. Nach vielen Jahren tragen ihre Zweige nun die ersten Zapfen.

 

CUPRESSUS sempevirens (Cupressaceae) – die echte Mittelmeerzypresse,

 

Vor 20 Jahren gruben wir mehrere kleine Zypressen aus dem Boden. Sie standen auf einem Familiengrundstück in den nahen Bergen, wo sie wild heran gewachsen waren. Sie wurzelten wohl in unserem Garten, doch blieben nur die gesund, wo nebenan rein zufällig ein rosa Oleander wuchs,  Noch dachten wir uns nichts dabei.

 

Unser kleines Kirchlein in AGRILIS schmückten hohe Zypressen. Zu ihren Füssen wuchsen rosa Oleander. Man entfernte die Oleander und bald darauf starben die Zypressen. Dabei kamen mir  Bilder mehrerer kleinen Kirchen  ins Gedächtnis, wo Zypressen und Oleander wie selbstverständlich nebeneinander wuchsen. Sie gehörten – wie mir schien - gemeinsam in das Bild der hiesigen Landschaft. 

 

Freunde der Gegend erzählten ähnliche Geschichten. Flurbereinigung wurde betrieben und viele rosa Oleander fielen ihr zum Opfer. Oft ging das mit dem Tod der nahen Zypressen einher.

Natürlich kann es auch Zufall gewesen sein. 

 

In unserem Garten säten sich noch einige Zypressen selbst aus. Eigenartig, immer nur am Fuße eines rosa Oleanders. Dort wachsen sie seit Jahren kräftig und gesund. 

Doch ein Geheimnis der Natur ?

 

CASTANIA sativa (Fagaceae) – die Esskastanie

 

Im verschneiten Wien, unweit der Stephanskirche, wurden heiße Maroni angeboten. Meine Freunde wärmten sich Hände und Nasen, da hatten sie eine Idee. Sie baten um frische Kastanien und hatten Glück. Eben war eine frische Lieferung aus Ungarn eingetroffen. Das war vor mehr als 20 Jahren.

 

Aus diesen Früchten wuchsen in AGRILIS drei stattliche Bäume. Obwohl immer wieder betont wurde, dass Edelkastanienbäume nur in Bergregionen wachsen und fruchten können, wurde das Gegenteil bewiesen. 2 km von der Meeresküste entfernt, blickten wir in das frische Grün unserer ungarischen Maronibäume. Sicher, bis zu der ersten Ernte vergingen viele Jahre und sie war auch nie aufregend reich.

 

SYRINGA (Oleacea) – der Flieder.

In den ersten Jahren kam ein Samenkorn vom MOZART Grab in Wien. Daraus wurde ein hoher Busch, der eine dunkelviolette gefüllte Blüte trug. Mein ganzer Stolz – ein Gruß aus Wien, meiner Heimatstadt.

 

Leider lebte mein Flieder nicht sehr lange. Mit jedem Jahr wurde er weniger. Heute glaube ich zu wissen,  dass es am neutralen pH Wert unseres Bodens lag. Ein wenig gestreuter Kalk hätte ihn vielleicht gerettet. 

 

Wir ernten Orangen, Mandarinen, Grapefruit, Zitronen, Kumquat, Avocado, Kiwi, Kaki, verschiedene Sorten der Guave, Nüsse, Maroni und manchmal sogar Bananen. Weintrauben gibt es in den letzten Jahren auch, aber nur, wenn wir schneller als die Vögel sind!

 

Feigen, Granatäpfel und Oliven finden wir in „Nachbars Garten“ !

 

 

Und – was wäre ein Garten ohne Gemüse?  

Nur, man sollte es nicht glauben, der Gemüseanbau fällt mir  wesentlich schwerer als das Heranziehen von Blumenschönheiten. Jedes Tomatenjahr endet mit dem Vorsatz, dass das nächste besser und effektiver sein soll. Die Steigerung ist leider minimal. Aber die Hoffnung stirbt zu letzt.  

 

Umrahmt ist der Garten mit hohen Oleandern, die in den heißen Sommermonaten ihren Blütenflor und ihren Duft ausbreiten. Hohe Zypressen und Föhren werden vom Efeu, der Campsis, dem Wilden Wein, der Passiflora und dem stark duftenden Geißblatt, der Lonicera, zum Klettern benutzt. So sorgen sie für einen Dschungelcharakter. Ich liebe diese Wildnis, die der Natur ihren Raum lässt. Nur in wenigen Bereichen sieht man die zwingende menschliche Hand.

 

Viele Jahre sind vergangen. Mein farbenprächtiger Gartentraum war Wirklichkeit geworden. Heute rauscht der Wind in den hohen Wipfeln der Bäume, der Boden dämpft den Schritt und es duftet nach Wald. Ein Blitz traf meine Erinnerung: Die Sehnsucht nach dem Wald meiner Kindertage? Längst verdrängt und vergessen. Das Glücksgefühl, etwas Verlorenes wieder gefunden zu haben, stieg in mir hoch.   

 

So stehe ich im Süden Europas und freue mich am warmen und sonnigen Klima, das meine Wünsche und Pläne auf  wundersame Weise unterstützt und erfüllt hat. 

 

 

Amsel, Drossel, Fink und Star ... es singt die ganze Vogelschar. In der hohen ARAUCARIA werden die Etagen bezogen. 

Die Elster baut ihr Nest in der mächtigen Krone des EUCALYPTUS. Es steht kein Schnabel still, laut und heftig. Der Durchflug des Eichelhähers bringt Streit. 

Ein eigenartig tiefstimmiger Vogelruf. Groß und leuchtend gelb wiegt er sich in den Zweigen der GREVILLEA robusta. Der Pirol. Durch das taunasse Grass wippt die Wiesenstelze. 

Der Wiedehopf betrachtet uns aus der sicheren Höhe der Hochspannung. 

Wenn die Schwalben wieder kommen, versammeln sich ihrer viele auf den Stromkabeln. Unser kleines Schwimmbecken bereitet ihnen großes Vergnügen. In kreisenden Anflügen wird ein Bad genommen. Plusternd und ratschend, immer schön der Reihe nach, starten sie zu einem neuen Aufplatsch. In der Ausflugschneide postiert sich die Katze. Konzentriert verfolgt sie das pausenlose Kommen und Gehen. Letztlich aber liegt sie mit faulen Augen in der warmen Sonne. 

Er schwamm nur einen Sommer; „Apostoli“ der „Griechische Frosch“. Er liebte das saubere Wasser des Schwimmbeckens. 

Im Gemüsebeet und in großen Blumentöpfen tarnt sich die große braune Erdkröte. 

Der grasgrüne Laubfrosch wandert am grünen Hibiskusblatt mit in die Vase. 

Smaragdgrün sonnt sich die Salamandereidechse. 

Die Schlange nimmt Erdfarbe an. Meine Katze bewahrt mich vor einem Fehltritt. Im Entgegenkommen wird sie zur Statue. Ich verstehe dies als Warnung, denn wir wissen es: Giftschlangen sind ein Bestandteil dieser Natur. Meine Augen suchen. Nach Gewöhnung an die dunkle Erdfarbe entdecke ich sie. Da liegt sie, groß und dick eingerollt. Äskulapnatter oder Wiesenotter? Als ich wieder komme ist es für ein Star-Foto zu spät. Weg war sie. 

Viel erfreulicher ist es der Igel-Mutter mit ihren Jungen zu begegnen. Auf welch langen dünnen Beinchen sie doch ihren dicken Stachelkörper tragen. 

Schildkröten kämpfen sich durch das Unterholz. In der Paarungszeit können sie auch laufen und ihre Panzer klappern am Gartenweg. Ihren lauten Stimmen folgt man in der Stille der Nacht und findet sie: Nachwuchs zeugend. 

Im glitzernden Netz lauert die große gelb-schwarze Wespenspinne Blauschwarze Holzbienen, Furchterregende Hornissen und abertausende Bienen umschwirren die so verschiedenartigen Blüten. 

Ebenso die Schmetterlinge. Besonders häufig sind der Segelfalter und der Schwalbenschwanz. 

 

Die große Wanderheuschrecke bringt die vage Vorstellung, wie furchtbar ihr Auftreten im Massenschwarm sein muss. 

 

Käuzchen im Kamin. Aneinandergeschmiegt blicken sie mich mit abwechselndem großem Augenaufschlag an. In der Nachmittagsstille fliegen sie davon.

 

Zurück bleibt unsere kleine Oase in Griechenland. Glücklich darüber, dass es durch die vielfältige Zusammenarbeit mit Freunden in Wien möglich wurde, diesem Stück Land eine Wunderwelt in Farbe und Form zu entlocken.



Irmtraud  G o t s i s

 

AGRILIS  - Messinien – Südwest Peloponnes

Griechenland

A G R I L I S
Ein kleiner Hafen zwischen KYPARISSIA und FILIATRA

Seine Vergangenheit, die aus Überlieferungen und Legenden zusammengetragen wurde. 

                                                  

 Der Name AGRILIS ist mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass dieses Gebiet vor langer Zeit mit einem Baum bewaldete war, den man die AGRILIA ( Judasbaum, Cercis siliquastrum) nannte. Der weibliche Artikel änderte sich mit den Jahren zum männlichen, so dass man heute der AGRILIS sagt. 

 

Der Erbauer des „Märchenschlosses“ – Herr Babis Fournarakis, ein Arzt, der vermögend aus Amerika nach Griechenland zurückkehrte und dort mit vielen Schriften seiner Lebensphilosophie ein Denkmal setzte – meinte aus Sagen herausgelesen zu haben, dass der Graf  „De Agril“ -  genannt „Ritter Agril Pot“ – 1263 hier bei einem Überfall von Seeräubern im Kampf zu Tode kam. 

In Erinnerung an seinen Heldentod nannten die Menschen die Gegend AGRILI. 

Möglicherweise nur eines der Märchen aus der Phantasie des Herrn Fournarakis. 

Die Gegend war offenbar schon in römischer Zeit besiedelt, wie uns Gräberreste annehmen lassen. 
 
Immer wieder wurde die Küste von Piraten überfallen, die die Menschen in die Sklaverei verschleppten. Überliefert ist so manche traurige Geschichte. 
 
Das heutige kleine Kirchlein wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Die Legende erzählt: 
Der byzantinische Imperator, Johannes Balaiologo wurde hier durch ein „Wunder“ gerettet – entweder im Sturm bei der Jagd, oder durch Schiffbruch vor der Küste – woraufhin er aus Dankbarkeit diesen Bau errichten ließ. 
Die Baumaterialien kamen mit dem Schiff direkt aus Konstantinopel. Man nimmt an, dass eine beim Bau nicht benötigte große Marmorplatte über Jahrhunderte in der Nähe des Kirchleins lag. Erst 1900 wurde sie mit größter Anstrengung nach Filiatra gebracht, wo sie für Bauarbeiten am Friedhof verwendet und dabei zerschlagen wurde 
 
Die „Goldene Zeit der Rosine“ brachte Filiatra und Agrilis großen Wohlstand. 50 Jahre – von 1850 – 1900 – beherrschten die Rosinenproduktion und der -handel die Gegend. 
 
AGRILIS wurde zum wichtigsten Hafen am südwestlichen Peloponnes. Mit kleinen Booten musste die Ernte zu den großen Schiffen gerudert werden. Die der Küste Vorgelagerten Riffe zwangen diese weit draußen im Meer zu ankern. Die Rosinen-Fracht ging vorwiegend nach England. 
 
Manche Großbauern kauften damals ihr Möbel in Venedig und beauftragten italienische Handwerker mit der Innenausstattung ihrer Häuser. Der rege Schiffsverkehr machte dies möglich. 
 
1898 erschütterte ein starkes Erdbeben Filiatra.  Das Städtchen wurde  bis auf einige wenige Häuser total zerstört, doch in der Folge wieder aufgebaut. 
 
Mit der Jahrhundertwende stagnierte die Rosinen-Nachfrage. 
Der bekannte Börsenkrach entwerte das vorhandene Bargeld. Manche Familien hatten Truhen voll Papiergeld. 
 
Zwei Weltkriege tobten in Europa. 
Nach dem schrecklichen griechischen Bürgerkrieg wanderten viele Menschen aus. Die große Welle der Landflucht begann. 
 
Hatte Filiatra vor dem Krieg 15.000 Einwohner gezählt, so sind es heute noch knappe 4.000. 
  
In AGRILIS war es einsam geworden. In den 50iger-Jahren begann man die Weinstöcke zu roden und durch Olivenbäume zu ersetzen. Schwerste Handarbeit. 
Leider hielt das Olivenöl-Geschäft nicht das, was man sich einst davon versprochen hatte. Aber das qualitativ hoch stehende Produkt wurde zum wichtigsten Volksnahrungsmittel. 
 
Auf den vom Weinstock befreiten Flächen wurden später Frischgemüse, Weizen und Kartoffeln angebaut. 
 
Als in unseren Tagen die Gewächshäuser in Mode kamen, schossen sie hier wie die Pilze aus dem Boden. Gurken, Tomaten, Paprika, etc. konnten nun auch im Winter geerntet und gehandelt werden. 
 
Vor etwa 10 Jahren wurde der Wassermelonen-Anbau entdeckt. Boden und Klima waren ideal. Heute gehen zigtausend Tonnen in viele Teile der Welt. 
Nur leider – die Spirale der Pestizide und Mineraldünger beginnt sich zu drehen. 
 
In AGRILIS hatte es immer nur notdürftige Unterkünfte gegeben. In den 70iger Jahren wurden die ersten schönen Sommerhäuser gebaut. Meistens von den Menschen, die einst gezwungen waren. ihre Heimat zu verlassen. Diese Nostalgiebauten setzen sich bis heute fort. So kommt man zum Beispiel aus Australien und Amerika nach AGRILIS, um seine Sommerferien zu verbringen. 
 
1981 waren wir die ersten ständigen Einwohner von AGRILIS. Meinen Mann verbanden Kindheitserinnerungen mit dieser Gegend. 
 
Heute ist AGRILIS ein größeres Dorf geworden, das aber nur zur Ferienzeit seine Bevölkerungsdichte zeigt. 
Ein „AGRILIS-Verein“ wurde gegründet und man arbeitet an der Verschönerung und Sauberhaltung des Dorfes. Der Hafen wurde neu befestigt – nur Hobby-Fischer fahren auf Fang –  und ein Fußballfeld mit Flutlichtanlage wurde gebaut. 
Die in den 70igern errichtete Mühle wurde etwas ausgebaut und wurde so zur Imbissstube mit Tischen am Meer. 
Das alte Provisorium einer „Baracca“ (aus dem Italienischen) ist heute eine moderne Gaststätte und der Name wird weitergeführt. 
Zur Auswahl gibt es auch noch eine zweite Taverne. 
 
Das kleine Marien-Kirchlein aus byzantinischer Zeit wurde völlig renoviert und ein Kirchenvorplatz geschaffen. Das Marienfest, aber auch Ostern und Weihnachten bringen jährlich viele hundert Menschen aus der weiteren Umgebung hierher. 
 
In Erinnerung an ihre lange ereignisreiche Vergangenheit, gehen die Menschen von AGRILIS  nun optimistisch in die Zukunft. 
 
 
Irmtraud Gotsis
 
 
Text- und Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Irmtraud Gotsis