Vom Samenkorn zur Neuschöpfung

In Ungarn begann man vor fast 40 Jahren mit der Vermehrung des Oleanders aus Samen und trug damit zur großen Vielfalt ungarischer Oleandersorten bei. 

In Deutschland wissen wir über diese Art der Vermehrung und ihre Ergebnisse noch recht wenig. Aber wie heißt es unter Gärtnern? "Es ist nichts bewiesen, was nicht ausprobiert wurde!"

In jedem Samenkorn mischen sich die Gene neu. Da sich Farbe und Form der Blüten verändern trägt jede Samenpflanze zur Vielfalt der Sorten bei. Auch die Gestalt der Pflanze kann immer wieder anders sein, wie zum Beispiel ein Zwergwuchs. Jede Sorte ist einmalig und kann mit Zweigabschnitten (Stecklingen) vermehrt werden. Der Züchter gibt der Pflanze seinen Namen.

Die erste Blüte kann im zweiten oder dritten Jahr erwartet werden, egal ob die Pflanze aus einem Samen oder einem Steckling vermehrt wurde.

Wichtig: Der Samen überträgt keine Krankheiten, ein Steckling hingegen ist immer gefährdet. 

Die Keimung der Samen ist problemlos. Es gibt die Möglichkeit die Samen in Aussaaterde oder im Wasser zum Keimen zu bringen. Wasser ist das Lebenselixier des Oleanders. Er gehört zu den Fließwassergehölzen. Über Jahrhunderte säte er sich selbst an den Flussläufern und Wasserstellen rund um das Mittelmeer aus. 

Die Samen des Oleanders reifen in großen Mengen in Schoten, die sich je nach Witterung im zeitigen Frühjahr zu öffnen beginnen. Sie werden abgenommen und am Heizkörper oder in der Sonne nachgetrocknet. Im Freien besteht die Gefahr, dass der Wind die Samen davon bläst. 

Oleandersamen keimen sowohl in Wasser wie auch in feuchter Aussaaterde. Irmtraud Gotsis bevorzugte bei Ihren Neuzüchtungen die Methode mit der Aussaaterde im Joghurtbecher. Füllen Sie hierzu einen Becher mit Blumen- oder Anzuchterde und legen Sie die Samen darauf aus. Den Samen mit ein wenig Erde bedecken und gut mit Wasser besprühen. Decken Sie das Gefäß mit Klarsichtfolie ab, so ergibt sich ein Treibhauseffekt.  Bereits nach wenigen Tagen beginnen die Samen zu keimen. Nehmen Sie jetzt die Folie ab und besprühen die Keimlinge weiter. Die Erde sollte immer feucht gehalten werden. Frau Gotsis ging bei Ihrer Methode auf Nummer Sicher und pikierte die Pflänzchen erst bei einer Größe von ca. 10 cm. Somit waren die Sämlinge schon recht kräftig und auch gut bewurzelt. Die Wärme war  für Frau Gotsis nicht so sehr wichtig, die jungen Pfanzen standen bei ihr auch in Frühjahrsnächten unter 10 Grad im Freien. Mit der Anzucht im Haus hatte Frau Gotsis weniger Erfolg. 

Wilhelm Hufnagl, Inhaber und Begründer von Oleanderhaus  

https://www.oleanderhaus.at  bevorzugt die Anzucht der Samen im Wasser und die weitere Kultivierung in Perlite. Die nachfolgende Dokumentation mit beeindruckenden Bildern von Wilhelm Hufnagl zeigt die Entwicklung eines Samenkorns  zur prächtigen Jungpflanze. 

In meinem Shop erhalten Sie zu jeder Bestellung ein kostenloses Samentütchen. Vielleicht kann ich Sie damit motivieren, sich einmal selbst der Samenvermehrung zu widmen. Möglicherweise entsteht ja daraus eine wunderschöne Neuschöpfung.

Juli 2020 - Junge Oleander-Schoten. Nach der Befruchtung Ende Mai bis Juni.

Januar 2021 - Die Samen quellen bei dieser Sorte nicht üppig heraus.

Schoten und Samen

August 2021 - Samen im Wasser. Der Oleander in seinem ureigenen Element.

August 2021 - Die Samen keimen. Die kleinen Pflanzen, Wurzeln mit Keimblättern schwimmen im Wasser.

August 2021 - Pikieren, einzeln mit einer Pinzette

März 2022 - Kleine aufrechte Oleanderpflanzen mit mehreren Blättchen.

Juli 2023 - Die Oleander sind groß genug, um jetzt in größere Einzeltöpfe umgesetzt zu werden. Eventuell blühen die ersten Pflänzchen schon in diesem Jahr. 

Beeindruckende Fotos von den Sammlungen von Ildikó Fehérvári und Zsuzsanna Varga aus Ungarn. Alle abgebildeten Oleandersorten wurden aus Samen gezogen. 

Bild- und Textmaterial mit freundlicher Genehmigung von Irmtraud Gotsis, Wilhelm Hufnagl, Zsuzsanna Varga und Ildikó Fehérvári